Rituale und Aberglaube

Rituale und Aberglaube in Bezug zu
Einweihung und zum heiligen Namen

Gleich zu Beginn ist festzuhalten:

  • Einweihung in das Chanten des heiligen Namens hat nichts mit formellen Ritualen zu tun.
  • Einweihung ist ein geistiger Vorgang, bei dem man ein geistiges Prinzip oder die Essenz einer geistigen Lehre erhält und in sich aufnimmt, bzw. sich mit ihr verbindet.
  • Die formelle Einweihung soll inspirieren, diese geistige Verbindung zu vertiefen. Sie darf und soll niemals etwas bedrückendes oder zwanghaftes sein.
  • Begleitende Gelübde, wie sie in einzelnen, aber nicht in allen Vaishnava-Strömungen vorkommen, sollten nur dann abgelegt werden, wenn man sich über deren Tragweite bewusst ist, und wenn man diesen Gelübden aus einem inneren Bedürfnis folgen will und aus der Erfahrung der Praxis weiss, dass man diesen leicht folgen kann.
  • Jeder hat Zeit und den freien Willen. Es sollte nichts geben, das jemanden zur formellen Einweihung zwingt.
  • Das spirituelle Ziel ist Liebe zu Gott (prema). Angst oder ein Sich-Gezwungen-Fühlen wären hierzu lediglich ein Hindernis, denn Liebe gründet auf völliger Freiheit des Willens und Verstandes.
  • Der heilige Name (und seine Wirkung) ist immer frei und unabhängig von allen Förmlichkeiten!

 

Diksha – Formelle Einweihung vs. Shiksha (Unterweisung)

Diksha bezieht sich auf die formelle Einweihung in das Chanten des Gayatri-Mantra. Heutzutage wird der Begriff auch gerne in Beziehung zur formellen Einweihung in das Chanten der heiligen Namen Gottes verwendet.

Shri Gauranga Mahaprabhu sagt:

„Man braucht sich nicht der diksa zu unterziehen oder die Tätigkeiten auszuführen, die vorgängig nötig sind. Man muss einfach den heiligen Namen mit den Lippen erklingen lassen. Auf diese Weise kann selbst ein Mensch aus der niedrigsten Klasse [candala] befreit werden.“
(Shri Caitanya-caritamrta 2.15.108)

„Der heilige Name hängt nicht von Einweihung (na diksam), frommen Tätigkeiten oder der regulierenden purascarya-Prinzipien ab, die im allgemeinen vor der Einweihung eingehalten werden. Der heilige Name wartet nicht auf all diese Tätigkeiten. Er ist nicht auf fremde Hilfe angewiesen.“
(Shri Caitanya-caritamrta 2.15.110)

Shrila Bhaktivedanta Swami Prabhupada schreibt:

„Ob ein Vaishnava ordnungsgemäß [formell] eingeweiht ist oder nicht, ist belanglos. Man kann eingeweiht sein und trotzdem von der Mayavada-Philosophie verseucht sein, wohingegen ein Mensch, der den heiligen Namen des Herrn vergehenlos chantet, dieser Verunreinigung nicht erliegen wird. Ein vorschriftsmäßig eingeweihter Vaishnava ist vielleicht unvollkommen, aber einer, der den heiligen Namen des Herrn ohne Vergehen chantet, ist in jeder Hinsicht vollkommen. Obwohl er offensichtlich ein Neuling sein mag, muss er trotzdem als reiner, unverfälschter Vaishnava angesehen werden.“
(Erläuterung zu Cc 2.15.111)

Wer immer die reine Lehre (siksa) in sein Herz aufnimmt und folglich zwischen dem heiligen Namen und dem Herrn selbst keinen Unterschied sieht und durch das vergehenlose Chanten den Herrn in seinem Herzen festbindet, ist wahrhaft eingeweiht und nicht jener, der ein Ritual durchlaufen hat und denkt, das Ritual an sich befreie von allen Vergehen und erwecke die Prema (Liebe zu Gott) im Herzen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt also im richtigen Verständnis und in der Praxis des vergehenlosen Chantens.
Wenn wir obige Aussage von Shri Gauranga und Shrila Prabhupada studieren, erkennen wir ebenfalls augenblicklich die Bedeutsamkeit des Chantens der Namen von Nityananda-Gauranga, die keine Vergehen annehmen.

„Das Lebewesen kann die Gegenwart der Überseele (Krishna als Paramatman, der innere Lenker und Ratgeber) nicht direkt erfahren. So erscheint Shri Krishna in der Gestalt des Siksa-Guru, als der höchste Geweihte des Herrn (mahanta).“
(Cc 1.1.58)
„Man sollte wissen, dass der anweisende geistige Meister (siksa-guru) eine Manifestation Shri Krishnas ist. Shri Krishna offenbart sich als die Überseele (paramatman) und als der beste Geweihte des Herrn (bhakta-srestha).“
(Cc 1.1.47)
„Die Sonne und der Mond vertreiben die Dunkelheit der Welt und enthüllen so materielle Dinge wie Töpfe usw. Aber diese beiden Brüder (Chaitanya und Nityananda) nehmen die Dunkelheit aus dem Herzen und helfen uns so, den beiden Arten von Bhagavatas zu begegnen. Einer der Bhagavatas ist die bedeutende Schrift Bhagavatam, und der andere ist der reine (Prema-) Bhakta, der die Rasas (Wohlgeschmäcker) liebender Hingabe empfängt und kostet. Durch diese beiden Bhagavatas gibt der Herr die Bhakti-Rasas (die ekstatischen Empfindungen der Liebe zu Gott) in das Herz seines Geweihten. Und so wird der Herr durch die reine Liebe im Herzen des Bhakta beherrscht.“
(Cc 1.1.97-100)

Auf den ersten Blick scheinen die ersten Verse mit diesen hier im Widerspruch zu stehen. Dieser Widerspruch löst sich aber rasch auf, wenn wir diese Verse mit Hilfe der Vaishnava-Philosophie etwas näher betrachten.
Durch geeignete Unterweisung (siksa) entwickeln wir ein wenig Vertrauen in den Vorgang des Chantens. Sobald wir in unserem Herzen und Verstand die Unterweisung (siksa) eines Vaishnava annehmen, akzeptieren wir diese Person als Guru (Lehrer), genau genommen als siksa-guru, als unterweisenden Lehrer.
Kein Mensch kommt darum herum, Lehrer anzunehmen. Angefangen bei den Eltern bis hin zu den Universitätsprofessoren akzeptiert jeder Mensch ganz automatisch immer wieder verschiedene Arten von Lehrern (gurus). Und wer sich auf den langen Weg zum Herzen macht, wird ebenfalls ganz natürlich seine Gurus finden und von ihnen lernen.
Wenn man über Krishna, den höchsten Herrn lernen möchte und wissen will, wie man seine Liebe zu ihm entwickeln kann, benötigt man logischerweise die entsprechende Unterweisung. Diese Unterweisung kommt einerseits vom siksa-guru, bzw. einem Vaishnava, der im besten Falle ein prema-bhakta ist (jemand, der die ekstatischen Empfindungen, bhakti-rasas, im Herzen genießt), und andererseits durch die Vaishnava-Literatur, wie es in obigem Vers angedeutet wird.

Ebenso betont Sri Gauranga Mahaprabhu, dass der Effekt des Chantens der heiligen Namen Gottes nicht von Diksha abhängig ist, sondern von der geeigneten Shiksha, die uns überhaupt erst zu dem Punkt führt, wo der Wunsch im Herzen erwacht, die Liebe zu Gott durch das vergehenlose Chanten seiner heiligen Namen zu entfachen.
Daher steht niemand unter dem Druck, eine formelle Einweihung anzunehmen, im falschen Glauben, er würde ohne ein solches Ritual keinen Fortschritt machen können. Denn das, was sein spirituelles Leben entfacht, belebt und nährt, empfängt er bereits durch die Shiksha, die spirituelle Unterweisung, und dem daraus entstehenden vergehenlosen Chanten der heiligen Namen.

So kommt der Gottsucher nicht darum herum Gurus (Bhakti-Lehrer) anzunehmen, was durch das Akzeptieren ihrer Unterweisungen (siksa) automatisch geschieht (und dessen darf man sich ruhig bewusst sein). Doch ist das Gelernte, in erster Linie das vergehenlose Chanten der heiligen Namen Gottes, und die praktische Entwicklung der Liebe zu Gott, nicht von einer formellen Einweihung oder gar einem Beitritt in eine Institution abhängig.
Es mag so genannte „Gurus“ geben, die solchen Aberglauben verbreiten, um eine künstliche Abhängigkeit der Schüler zu erzeugen. Doch Sri Gaurangas Lehre spricht nur von persönlichen, auf Vertrauen gründenden, Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler, frei von Institutionalismus und Sektierertum.

Das höchste Geschenk Gottes an die Lebewesen ist die Freiheit, und nur auf der Grundlage dieser genutzten Freiheit, kann sich wirkliche Liebe zu Gott entfalten und endlos anwachsen.

Die formelle Einweihung in den heiligen Namen sollte von nichts anderem abhängig sein, als dem Wunsch, über die heiligen Namen zu meditieren, um seine Liebe zu Gott zu erwecken. Keinen weiteren beigefügten Gelübden sollte die Kraft gegeben werden, die Aufmerksamkeit vom heiligen Namen abzulenken. 

 

A.C. Bhaktivedanta Swami

Shrila Prabhupada schreibt, Haridasa Thakur hätte Mayadevi vorschriftsmässig eingeweiht, indem er sie nur dazu aufforderte, den Hare Krishna Maha-Mantra zu chanten (Cc 3.3.259; Erl.). Keine weiteren Gelübde waren notwendig, um seinen Segen zu erhalten.

Als Shrila Prabhupada seinen Guru Srila Bhaktisiddhanta Saraswati traf, liess er sich danach noch 12 Jahre Zeit, bevor er um die formelle Einweihung bat.
Es gibt keinen Grund, sich durch übereiltes Handeln die Freude am Chanten von Nityananda-Gauranga und Hare-Krishna zu gefährden. Wichtig ist ein richtiges Verständnis der Lehre, nicht eine überstürzt vollzogene Formalität.

Wer immer Interesse hat, sich formell in das Chanten der heiligen Namen Gottes einweihen zu lassen, sollte so offen und frei sein, mit dem gewählten Guru über eventuell geforderte Gelübde zu sprechen. Denn das, was auf den ersten Blick und im ersten Enthusiasmus einfach erscheint, kann auf Dauer zu einem Problem werden, das einen psychischen Druck und somit eine unnötige Ablenkung vom heiligen Namen erzeugt.
Oder noch schlimmer, Angst und Schuldgefühle werden unmittelbar mit dem heiligen Namen in Verbindung gebracht. Wie könnte so die Anziehung und Liebe zu Gott erwachen und wachsen? Daher sollte der Entschluss zur Einweihung immer mit Herz und Verstand erfolgen, damit der heilige Name unter allen Umständen ein Ort der Zuflucht und des Schutzes bleiben kann. 

 

Nityananda-Gauranga-Mantra (Nitai-Gauranga)

Selbst unter Nachfolgern von Sri Chaitanya Mahaprabhu existiert der fatale Irrtum, man könnte es fast als Aberglaube bezeichnen, es sei nicht gestattet die Namen von Sri Nityananda und Sri Gauranga in Bhajans oder auf einer Japa-Mala (Gebetskette) zu Chanten.

Betrachten wir die Lehre Sri Gaurangas anhand des zweiten Verses in Mahaprabhus Shiksastakam:

namnam akari bahu-dha nija-sarva-saktis
tatrarpita niyamitah smarane na kalah
etadrisi tava kripa bhagavan mamapi
durdaivam idrisam ihajani nanuragah

„O mein Herr, einzig dein heiliger Name vermag den Lebewesen allen Segen zu spenden, und deshalb besitzt du Millionen und Abermillionen von Namen (wie Krishna oder Govinda). In diese transzendentalen Namen hast du all deine Energien (shaktis) eingehen lassen, und es gibt nicht einmal starre Regeln für das Chanten dieser Namen. O mein Herr, in deiner Güte hast du es uns so einfach gemacht, dir durch deinen heiligen Namen näherzukommen, aber unglückselig wie ich bin, verspüre ich keine Anziehung zu ihm.“

Es heißt, der heilige Name ist in seiner innersten (nicht-materiellen) Essenz mit der Persönlichkeit Gottes identisch. Das ist der wahre Grund, weshalb die bedingte Seele durch den Namen Gott selbst näher kommen kann.
Krishna-Chaitanya, Sri Gauranga, ist die barmherzigste Persönlichkeit Gottes, der grundlos die höchste Form der Gottesliebe verschenkt. Er selbst spricht von seinen Abermillionen von Namen, die alle mit seiner Kraft erfüllt sind.

Unglaublich, dass es irgendwelche Anwärter auf das Vaishnava-Sein (selbst in der institutionalisierten Position eines Guru) wagen, ausgerechnet die Verbindung zu dieser barmherzigsten Persönlichkeit Gottes zu behindern, indem sie das Japa-Chanten von Nitai-Gauranga oder Nityananda-Gauranga verbieten.

 

Der ursprüngliche Guru – von Swami B.R. Shridhara

Der ursprüngliche geistige Meister ist Nityananda Prabhu.
Er stellt die umfassendste Verkörperung des guru dar. In der geistigen Welt steht er für das Prinzip des guru-tattva in den ersten vier Entwicklungsstadien der liebevollen Hingabe, die Stufe der ehelichen Liebe ausgenommen. Die Entsprechung von Baladeva auf der Stufe des madhurya-rasa ist Ananga Manjari, die Schwester von Radharani.
Nityanandas Stellung ist sogar höher als die von Baladeva. Warum ist das so? Weil er prema verteilt, göttliche Liebe. Und was ist prema? Sie ist wertvoller als alle anderen Errungenschaften. Wenn jemand wirklich göttliche Liebe schenken kann, dann müssen alle anderen ihm untergeordnet sein. Wenn sogar Krishna unter Mahaprabhu steht, dann muss natürlich auch Balarama hinter Nityananda zurückstehen. Sie sind einander sehr ähnlich, aber wenn man Grossmut hinzufügt, dann wird Balarama zu Nityananda. Jener Balarama, der die göttliche Liebe austeilt, der diese bedeutende Aufgabe vollbringen kann, der ist hier als Nityananda erschienen.
Das Fundament auf dem wir stehen, muss stabil sein. Erst dann sollte das Gebäude darauf errichtet werden. Sonst wird das ganze Gebilde zusammenbrechen (heno nitai vine bhai radha krsna paite nai).
Von Nityananda Prabhu können wir eine solch stabile Grundlage erhalten.

Eines Tages kam Nityananda Prabhu zu Shri Chaitanya Mahaprabhus Haus in Mayapura. Mahaprabhus Mutter Sachidevi und seine Frau Vishnupriya Devi waren ebenfalls anwesend und noch einige Seiner Verehrer. Da platzte überraschend Nityananda herein und zwar ganz nackt. Es gelang Mahaprabhu ihm ein Tuch umzuhängen. Aufgrund des Vorfalls war er vielleicht etwas besorgt darüber, dass seine Schüler einen falschen Eindruck von Nityananda Prabhu haben könnten. Um das zu verhindern, bat er Nityananda um sein kaupina, sein Lendentuch. Er zerriss es in Stücke und verteilte diese unter den anwesenden Haushältern, wobei er sie anwies: „Behaltet ein Stück von diesem Lendentuch als kavaca, als Amulett, und bindet es mit einer Schnur am Arm fest oder tragt es um den Hals. Tragt es bitte immer bei euch. Dann werdet ihr sehr bald fähig werden, Kontrolle über eure Sinne zu erlangen.“

Nityananda Prabhu kann seine Sinne bis aufs äußerste beherrschen; diese Welt hier, die kennt er überhaupt nicht. Seine vairagya, die Gleichgültigkeit gegenüber dieser Welt der irdischen Betriebsamkeit, ist so stark, dass er sogar völlig nackt gleichermaßen unter Männern wie Frauen erscheinen kann. Deshalb wird die Barmherzigkeit von Nityananda Prabhu ein sicheres Fundament für uns bilden. Und wenn ein sicheres Fundament da ist, dann können wir darauf ein grosses Bauwerk errichten. Wenn wir an Nityananda glauben, dann kann dieser Glaube jede noch so schwere Belastung aushalten. Er wird uns nicht im Stich lassen.

Deswegen hat Shrila Bhaktivedanta Prabhupada im Westen soviel Wert auf die Hingabe zu Nityananda gelegt.
Zuallererst müssen wir seine Barmherzigkeit erringen. Und danach erst können wir die Gnade von Radha-Krishna erlangen. Shri Chaitanya Mahaprabhu bedeutet Radha-Krishna (sri krsna caitanya radha-krsna nahe anya). Zuerst also erringt die Barmherzigkeit von Nityananda Prabhu, dann die von Gauranga Mahaprabhu und schließlich die Gnade von Shri Radha-Govinda. In dieser Reihenfolge müssen wir uns selbst erheben.

Schüler: Wie kann man die Barmherzigkeit von Shri Nityananda erlangen?

Shrila Shridhara Maharaja: Jemand, der eine starke Neigung entwickelt, Gauranga zu dienen, seinem dhama, seinem transzendentalen Reich und auch seinen Dienern, der kann die Barmherzigkeit von Nityananda Prabhu erlangen. Nityananda ist ganz besonders demjenigen zugetan, der sich vom gaura-lila angezogen fühlt.

„Nimm den Namen von Gauranga!“
Nityananda Prabhu ging in Bengalen von Tür zu Tür und sagte:
„Nimm den Namen von Gauranga! Dann will ich dein Diener sein. Du kannst mich ganz leicht haben, wenn du nur den Namen von Gauranga annimmst. Ich werde dann bedingungslos dein Eigentum, ohne dass es dich irgendetwas kostet.“
Das war seine Wesensart. Als sich Mahaprabhu in Puri aufhielt, sandte er Nityananda Prabhu nach Bengalen. Und er gab ihm folgenden Rat mit auf den Weg: „Außer dir gibt es niemanden, der in Bengalen Krishnas heiligen Namen oder den hingebungsvollen Dienst für Krishna verbreiten könnte. Die Leute dort beschäftigen sich mehr mit der tantrischen Methode und der smrti. Sie machen zu viel Aufheben um diese unbedeutenden Dinge. Sie sind aufgeblasen und denken, dass sie alles Wissen erworben hätten. Deshalb ist Bengalen ein schwieriges Feld für Predigtarbeit. Niemand außer dir ist imstande, die Menschen dort wachzurütteln. Halte dich fern von den Angehörigen der höheren Kasten und wende dich mit dem heiligen Namen Krishnas an das einfache Volk. Du bist der geeignetste Mann für dieses Werk.“

Nityananda Prabhu ging daraufhin nach Bengalen. Aber ohne auch nur den geringsten Versuch zu machen, die Herrlichkeit des Gottesnamens ‚Krishna‘ zu verkünden, predigte er von Anfang an den Namen von Gauranga.
Nityananda Prabhu erkannte eine gewisse Gefahr darin, zu denken, dass Krishnas Spiele den irdischen Ausschweifungen, dem Lügen und Stehlen einer entarteten Seele sehr ähnlich seien. Krishnas Spiele sind ihrem Wesen nach äußerst vertraulich. Es ist sehr schwierig für die breite Masse die Reinheit des krsna-lila zu verstehen. Sie kann nicht begreifen, dass krsna-lila das Höchste ist, was man erreichen kann. Nityananda Prabhu erkannte also, dass es schwierig wäre krsna-lila zu predigen. Stattdessen fand er es einfacher, gaura-lila zu predigen, in dem Krishna herabgekommen war, um sich selbst an die ganze Welt zu deren Nutzen zu verschenken.
Gauranga gleicht einer unerschöpflichen Kraftquelle, die Krishna an alle verteilen will, durchdrungen von einem unvorstellbar tiefen Mitgefühl und voll der edelsten Liebesempfindungen für die gewöhnlichen Menschen, ja ausgestattet mit der allerstärksten Zuneigung sogar zu Verbrechern. Nityananda Prabhu wollte alle in Verbindung mit Gauranga bringen, denn dadurch würde krsna-lila ganz von selbst innerhalb ihrer Reichweite sein.
Deshalb begann er über Gauranga zu predigen und nicht über Radha-Krishna, wie es ihm Mahaprabhu aufgetragen hatte. Nityananda Prabhu predigte also:
„Verehre Gauranga, sprich nur über Gauranga und singe den Namen von Gauranga“ (bhaja gauranga kaha gauranga, laha gauranger nama).

Im Chaitanya-Bhagavata wird noch ein anderes Beispiel für die Beziehung zwischen Krishna und Balarama auf der einen, und Gauranga und Nityananda auf der anderen Seite, beschrieben. Sachidevi hatte einen Traum, in dem Krishna und Balarama auf einem Thron sassen und Nityananda mit Balarama kämpfte:
„Komm herunter von deinem Thron. Die Zeit des dvapara-yuga ist um. Das Zeitalter des kali ist gekommen und mein Gebieter, Gauranga, muss jetzt deine Position auf diesem Thron einnehmen. Komm also herunter!“
Balarama fing an, sich zu verteidigen:
„Nein, warum sollten wir heruntersteigen? Wir sind doch die ganze Zeit auf diesem Thron gesessen.“
Da begann Nityananda Prabhu ihn mit Gewalt vom Thron zu zerren, und schließlich gab Balarama nach. Nityananda Prabhu sagte:
„Mein Herr Gauranga will jetzt diese Position einnehmen. Die Zeit für ihn ist jetzt gekommen.“

Nityananda zeigt also eine besondere Vorliebe für Gauranga. Er sagt:
„Krishna ist weit weg. Mein Gebieter ist Gauranga.“

Wir müssen also Nityananda Prabhu sehr dankbar sein, denn er ist unser guru.
Und die Barmherzigkeit des guru ist so wichtig, dass Ragunatha Dasa Goswami betet:
„Oh Radharani, schenk mir deine Barmherzigkeit. Krishna allein ohne dich will ich nicht haben. Niemals möchte ich Krishna ohne dich haben.“ So sollte die gesunde Haltung eines Gottgeweihten aussehen.

(Aus dem Buch „Shri Guru und Seine Barmherzigkeit“)

Was sagt uns hier Swami B.R. Sridhara?
Unsere Haltung sollte sein:
Oh Gauranga, ich will dich nicht ohne Nityananda!

Nityananda ist der ursprüngliche Guru (Adi-Guru) aller Seelen (Atmans). Mit ihm ist Sri Gauranga (Radha-Krishna) in unmittelbarer Reichweite.