Goloka

Goloka-Vrindavana

Im Padma-Purana wird von Parvati (Durga) an ihren Ehemann (Shiva) eine Frage gestellt:

„Innerhalb und außerhalb der zahllosen Universen ist der höchste Ort Vishnus. Doch welche Stätte ist die hauptsächlichste und die kostbarste, welcher ist der Ort, der dem Krishna so lieb ist wie kein anderer?“

Shiva spricht nun von dem „geheimnisvollen“ Reich, das unter allen Reichen Gottes am meisten verborgen gehalten wird, dem Ewigen, das von der Schöpfung Mayas nicht berührt wird, das die Fülle des Brahman selber ist. Dieses Reich ist voller Glück und Macht, unvergänglich und besteht aus reiner Ananda (Glückseligkeit). Vaikuntha, das Reich Vishnus, und andere Reiche sind nur Teil­aspekte dieses höchsten Reiches Goloka-Vrindavana:

„[…] Die Erde besteht dort aus Edelsteinen, die alle Wünsche erfüllen, Wasser ist wie Nektar […]. Worte und Bewegungen sind Gesang und Tanz. Vrindavana ist der Ort für die Vaishnavas (Bhaktas), die aus reinem Sein bestehen und voller Prema sind […]. Immer geht dort der Mond voll auf, nur mild strahlt dort die Sonne. Frei von Leid, frei von Trennung, frei von Alter und Tod, frei von Zorn und Eifersucht, frei vom Ego [Ahankara]. Voller Geschmack (Rasa) des Nektars der Glückseligkeit, Meer von Glück in der Fülle der Prema (Liebe zu Gott). Frei von den Gunas, ist es selbst [das Reich] ganz und gar Prema […]. Nicht verschieden ist es von der Gestalt Krishnas.“
(Padma-Purana, Patala-Khanda, Kap. 69, Verse 60-69)

Dann fragt Parvati nach der Gestalt Krishnas in diesem Reich. Shiva antwortet:

„Er ist ursprungslos, der Ursprung von allem, der geliebte ‚Sohn‘ des Nanda und der Yashoda; die Shrutis [die Veden] suchen nach ihm ewiglich; er stiehlt das Herz der Gopis (Kuhhirtinnen in Goloka); seine Gestalt ist die höchste Kraft, die höchste Gestalt, ‚zweiarmig‘, frei von den Gunas [der Maya].“
(Kap. 69)1

Der Text beschreibt nun ganz eingehend Krishnas Gestalt, sein Kleid und seinen Schmuck, die alle aus Cit-Shakti bestehen und fährt dann fort:

„Das aus Cit bestehende ewige Brahman ist sein Teilaspekt. Millionstel Bruchteile von Bruchteilen seiner persönlichen Teilaspekte sind die Brahmas, Vishnus und Maheshvaras (Shivas), die zur Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung [Auflösung] von zahllosen Millionen von Universen, die aus den drei Gunas bestehen, eingesetzt sind.“
(69.110-112)

„Er ist der den Veden unzugängliche Grund, Krishna selbst ist die Fülle des Brahman (Purna-Brahman), so heißt es.“
(116)

„Seine Gefährtin (Radha) ist die ursprüngliche Kraft, die von Krishna geliebte. Durga und die anderen Shaktis, die aus den drei Gunas bestehen, sind Millionstel Bruchteile von Bruchteilen von Radhas Teilaspekten.“
(118)

„Radhika (Radha) ist die von Krishna geliebte, sie heißt Gopi, weil sie durch die ihr wesentlich eigenen Shaktis (Energien), die aus Cit bestehen, und durch die äußeren Shaktis, wie Maya, die nur Bruchteile ihrer selbst sind, alles erhält (gopanam). Sie ist ganz erfüllt von Krishna, Radhika, die höchste Göttin. Sie ist die Urgestalt aller Lakshmis, ihre Gestalt ist Krishna-Freude (Krishna-Ahlada); deswegen wird sie von denen, die um diese Dinge wissen, Hladini genannt. Durga, Maya und alle anderen Shaktis, die aus den drei Gunas bestehen, sind nur der millionste Bruchteil eines Fragmentes von Radha.“
(81.51-54)

Das bedeutet, dass die Gestalten des göttlichen Paares in anderen ewigen Gottesreichen die Teilaspekte der Urgestalten des göttlichen Paares Radha-Krishna sind; und dass auf diesem Paar alles was ist, einschließlich der Sinnenwelt, beruht und ohne die beiden nichts wäre, wie das Padma-Purana ausführt.

„Ich [Krishna] bin der Ursprung aller spirituellen und materiellen Welten. Alles geht von mir aus.“
(Bg 10.8)

„Wisse, von allem, was materiell und was spirituell ist in dieser Welt, bin ich sowohl der Ursprung als auch die Auflösung. O Eroberer von Reichtum (Arjuna), es gibt keine Wahrheit über mir. Alles ruht auf mir wie Perlen auf einer Schnur.“
(Bg 7.6-7)

Quelle: Krsna-Caitanya – Sein Leben und Seine Lehre; Walther Eidlitz, 1968
Zitiert aus und ergänzt in Gaurangas Bhakti-Lehre

Die genaue Versangabe ist der Ausgabe von „Motilal Banarsidass, Delhi, ISBN 81-208-0741-3“ nicht zu entnehmen. Die Verse liegen im zusammengefassten Bereich von Vers 80-107.