Über Aparadhas

Das Chaitanya Charitamrita zu Aparadha und Nitai-Gauranga-Nama

Krishnadasa Kaviraja Gosvami schreibt:
Sri Chaitanya Mahaprabhu ist als der höchste Herr völlig unabhängig. Daher verteilte er, ohne äußerliche Dinge in Betracht zu ziehen, diesen Nektar der Liebe (zu Krishna), obwohl sie eine höchst vertraulich bewahrte Segnung ist.
(Cc 1.8.21)

Noch heute kann man sehen, dass jeder, der Sri Krishna-Chaitanyas Namen nimmt, von Liebe zu Gott (Krishna) überwältigt wird, und Tränen erfüllen seine Augen.
(Cc 1.8.22)

Und während man einfach über Nityananda Prabhu spricht, erweckt man seine Liebe (Prema) zu Krishna. Dann werden alle Glieder des Körpers von Ekstase erfasst, und Tränen fließen aus den Augen wie das Wasser des Ganges.
(Cc 1.8.23)

Beim Chanten des heiligen Namen Krishnas ist auf Vergehen zu achten. Daher gerät jemand, der Vergehen begeht, nicht in Ekstase, wenn er Krishnas Namen chantet.
(Cc 1.8.24)

Jeder, der Krishnas Name chantet, löscht sein sündhaftes Leben aus, und so wird reine Bhakti, welche die Ursache der Liebe zu Krishna ist, offenbar.
(Cc 1.8.26)

Wenn die Liebe zu Sri Krishna tatsächlich erweckt ist, verursacht sie Veränderungen im Körper wie Schweißausbruch, Zittern, Herzklopfen, Versagen der Stimme und Tränen in den Augen.
(Cc 1.8.27)

Ohne harte Arbeit beendet man durch Dienst zu Sri Krishna den Kreislauf von Geburt und Tod. Wer Krishnas Namen chantet, wird als Folge davon all diese Reichtümer erlangen.
(Cc 1.8.28)

Wenn man den erhabenen heiligen Namen des Herrn immer wieder chantet und sich dennoch seine Liebe zum Höchsten nicht entwickelt und keine Tränen in den Augen erscheinen, ist es offensichtlich, dass wegen der Vergehen beim Chanten der Same von Krishnas heiligem Namen nicht sprießt.
(Cc 1.8.29-30)

Beim Chanten der heiligen Namen von Sri Krishna-Chaitanya und Sri Nityananda gibt es diese Überlegungen (dieses Beachten) nicht. Einfach das Chanten von ihren Namen ruft Liebe zu Gott hervor, und Symptome wie tränende Augen werden sichtbar.
(Cc 1.8.31)


Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur erklärt hierzu in seiner
Anubhasya – in seiner Bengali-Erläuterung zu Cc 1.8.31:

krsna-nama aparadhera vicara karena, gaura-nityanandera name aparadhera vicara nai. aparadhi (krsna-prema) labha karena na. aparadhi thaka-kaleu gaura-nityanandera nama grahanakari nama karite karena. ihara vicara o siddhanta ei je-gaura-nityanandera nikata krsna-vimukha sadhaka krsna unmukha anarthamukta krsnanmukera uccarya krsna-nama anarthayukta avasthaya kakhanei phala (krsna-prema).

jivera sevya-vastu haoyaya tahadera seva jivera krsnaseva apeksa adhiktara prayojaniya. sadhaka siksara udyata haile tahara anarthaei asiya upasthita haya; kintu nitai-gaurera bhajane siddhabhimanera chalana siksaka dvayera nikata upasthita haile tahara tahadigake anarthamukta karaiya tanhadigera svayam-jivera svarupa-jnanera udaya haya.

krsna-nama o gaura-nama,-ubhayei namira sahita abhinna. krsne gaura apeksa laghu va sankirna haibe. prakrtapakse jivera prayojana-vicare sri gaura-nityanandera nama grahanera upayogita adhiktara. abhyantare madhura. krsnera udarta-kevala mukta, siddha asritajana ganera upara; gaura-nityanandera bhogamaya aparadhera haste haite mukta haiya gaura-krsnera. -padma labha karena.

„Das Hare-Krishna-Maha-Mantra berücksichtigt die Vergehen, wohingegen die Namen von Gauranga-Nityananda keine Vergehen berücksichtigen. Wer mit Aparadhas chantet, wird niemals allein durch das Hare-Krishna-Maha-Mantra die Frucht des Chantens erlangen (nämlich reine Liebe zu Krishna, Krishna-Prema).
Deshalb sollte jemand, solange er Vergehen begeht, regelmäßig die Namen von Gauranga-Nityananda chanten, denn sie sind grahanakari-nama (die wichtigsten anzunehmenden und zu chantenden Namen) für den Sadhaka (den Sadhana-Bhakta) der anartha-yukta-Stufe. Durch das wiederholte (karite karite) Chanten der Namen von Gauranga-Nityananda werden alle Vergehen zerstört, und so erlangt man sehr schnell die Frucht des Chantens, reine Liebe zu Krishna.

Hinter dieser Aussage liegt der folgende philosophische Grundsatz:
Die Aspiranten, die Sri Krishna abgeneigt sind, wenden sich an Sri Sri Gauranga-Nityananda, um so von Sri Krishna angezogen zu werden. Das Hare-Krishna-Maha-Mantra kann nur von Sadhakas rein ausgesprochen werden, wenn sie auf der vollkommenen Stufe des Sadhana stehen (sadhana-siddha) und wenn sie frei geworden sind von allen anarthas (unerwünschten Dingen im Herzen). Wenn Sadhakas, die voller Vergehen sind, das Maha-Mantra chanten, wird ihnen das Maha-Mantra niemals Liebe zu Krishna geben (die angestrebte Frucht des Chantens).

Somit sind Sri Sri Gauranga-Nityananda die verehrenswertesten Meister für die Seelen, die voller Vergehen sind, und ihre Namen sind ebenso höchst verehrenswert. Deshalb ist für solch unglückselige Seelen der Dienst zu ihnen, und der Dienst zu ihren Namen und ihren Spielen viel angemessener und hilfreicher als der Dienst zu Sri Krishna.
Wenn ein sadhaka, ohne zu ihm passende Unterweisungen, stolz von sich selbst denkt, er sei bereits auf der vollkommenen Stufe und daher versucht, dem Hare-Krishna-Maha-Mantra direkt Dienst darzubringen, indem er es chantet, werden die Vergehen garantiert kommen und seinen Fortschritt versperren.
Umgekehrt, wenn der sadhaka seinen falschen Stolz aufgibt zu denken, er sei auf der vollkommenen Stufe, und sich daher an die zwei Jagadgurus Sri Sri Nityananda-Gauranga wendet, sie verehrt und ihre Namen chantet und Unterweisungen von ihren Spielen und ihren Geweihten annimmt, werden sie ihn von allen Vergehen befreien und ihn mit der Verwirklichung ihrer eigenen Formen (svarupas) der Svayam-Rupa (Sri Gauranga) und Svayam-Prakasa (Sri Nityananda) belohnen. Dann verwirklicht die Seele ihre eigene eigenschaftsmäßige Position in Beziehung zu den zwei höchsten Meistern und so erlangt sie Vollkommenheit.

Die Namen von Krishna und Gauranga – beide sind nicht verschieden vom Herrn selbst. Jemand der denkt, Krishna sei in irgendeiner Weise Gauranga untergeordnet oder begrenzt, befindet sich in grober Unwissenheit. Aber wenn wir ganz praktisch (prayojana) überlegen und den Vorteil für die bedingten Seelen beachten, ist das Chanten von Sri Sri Gauranga-Nityanandas Namen für jedes Lebewesen viel nützlicher und hilfreicher.
Die Barmherzigkeit von Krishnas Namen ist generell nur befreiten oder vollkommenen Seelen zugänglich, die ihm ergeben sind. Aber der Großmut der Namen von Sri Gauranga-Nityananda ist ganz besonders für die Seelen, die Vergehen begehen, und die voller Anarthas und Wünschen nach materieller Sinnenbefriedigung sind. Das Chanten der Namen von Sri Gauranga und Sri Nityananda und ihre Verehrung befreit die Seele sehr schnell von allen Vergehen und so erlangt sie ohne Verzögerung den Schutz der Lotosfüße von Sri Gaura-Krishna.“

In der Erläuterung zum Chaitanya-Bhagavata, Madhya-Khanda 3.134, schreibt Srila Bhaktisiddhanta Saraswati Thakur weiter:

„Einfach durch das Chanten oder Hören des Namens von Sri Nityananda werden die sündhaften Neigungen in den Herzen aller Lebewesen im Universum für immer zerstört und ihre natürlich innewohnende Reinheit wird erweckt. Während des Chantens oder Hörens des Namens Nityananda, werden sogar Händler und niedrige, gefallene und dumme Leute gereinigt, und augenblicklich verwirklichen sie die absolute Wahrheit und werden Geweihte des Herrn.“