Allgemeine Fragen

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Allgemeine Fragen

Ist die Hare-Krishna-Bewegung = ISKCON?

Hier im Westen versteht man unter Hare-Krishna-Bewegung die ISKCON, die aus ein paar Tausend Mitgliedern besteht. Selbst in Indien identifizieren einige die ISKCON damit. Der Gründer der ISKCON, Srila Prabhupada, bezieht es in seinen Büchern meist auf die geistige Bewegung Sri Chaitanyas, der im 16. Jahrhundert das öffentliche und individuelle Singen und meditieren der Namen Krishnas wiederbelebt hat.
So kann man, je nach Kontext, die Hare-Krishna-Bewegung auf ISKCON (also auf eine Institution) oder auf die spirituelle Bewegung von Chaitanya Mahaprabhu beziehen (also keine Institution, sondern eine geistige Bewegung).

Ich habe drei Bücher von Swami Prabhupada. Die Bücher lesen sich ja ganz gut, aber bestimmte Sachen werden so oft wiederholt. Z.B. wird man aufgefordert, in einer Gemeinschaft zu leben, was ich ja zum Teil auch ünterstütze, aber manche Sachen in den Büchern sind ein bisschen zu… – keine Ahnung wie ich das schreiben soll.

Wenn man die Bücher von Srila Prabhupada liest, darf man nicht vergessen, dass diese in den Sechzigern und Anfang Siebzigern des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden. Die Hippies waren die ersten Anhänger. Prabhupada wollte seine neuen Schüler beschützen und sie aus dem Drogen-Umfeld herausholen. Daher betonte er das Ashram-Leben sehr stark. In Indien ist es das genaue Gegenteil. Fast alle Krishna-Verehrer sind verheirate Menschen mit Familie, die irgendwo in ihrer Nähe einen Ashram oder Tempel besuchen, aber ansonsten ihren täglichen Verpflichtungen nachgehen. Bhaktivinoda Thakura, der Guru und gleichzeitig der Vater von Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakura, der der Guru von Srila Prabhupada war, gründete in Bengalen das so genannte Nama-Hatta-Programm. Es war ein System, das den verheirateten Menschen zeigte, wie sie zu Hause oder gemeinsam mit gleichgesinnten Freunden (oft war das ein ganzes Dorf) Krishna durch das gemeinsame Singen verehren konnten. Er selbst hat keinen einzigen Ashram eröffnet.

Die Acharyas waren immer dafür bekannt, dass sie entsprechend Zeit, Ort und den individuellen Umständen gehandelt haben. Ich bin überzeugt, Srila Prabhupada würde heute, wo ganz andere Umstände herrschen, auch wieder diese neuen Umstände berücksichtigen.
Deshalb ist es beim Studium älterer Schriften immer wichtiger, den Geist der Botschaft zu erfassen. Denn die äusseren Formen und Strukturen sind immer nur ein Gefäss für eine reine geistige Botschaft. Es ist sehr wichtig, diese Unterschiede zu erkennen, weil man sonst sehr schnell die äusseren Hilfsmittel als unabdingbare Instrumente betrachtet, anstatt einfach als blosse Instrumente, die ihren Dienst für eine reine geistige oder spirituelle Sache leisten, solange es hilfreich ist.

Prabhupadas Bücher muss man einfach in diesem Licht betrachten, zudem nimmt kein Acharya für sich Unfehlbarkeit oder Fehlerfreiheit in Anspruch. Jeder, der diese Bücher studiert, kann sehr viel profitieren, ohne Zweifel. Trotzdem gibt es Irrtum und Fehler in diesen Büchern. Daher ist wichtig zu verstehen, dass es – nur weil man sehr viel Gutes entdecken kann – keinen Zwang gibt, Dinge anzunehmen, wo Verstand und Herz sagt: „NEIN, das will ich nicht“. Diese innere Freiheit sollte man in Anspruch nehmen, wenn man die Vaishnava-Literatur studiert. Diese Freiheit beinhaltet automatisch auch die Eigenverantwortlichkeit, die jeder einzelne von uns besitzt und die er auch nie aufgeben sollte.

Bhakti bedeutet ja, hingebungsvoller Dienst an Gott, an einen persönlichen Gott, oder an einen Guru oder wie?

Bhakti ist liebende Hingabe zu Gott, und zwar an einen persönlichen Gott.
Ein Guru (Lehrer) ist im besten Falle jemand, der diese Liebe zu Gott in seinem Herzen lebendig hält. Wenn du einen solchen Menschen triffst und fühlst, dass durch ihn viel Segen von Krishna zu dir fliesst, fühlst du automatisch auch Dankbarkeit und möchtest einem solchen Lehrer auch etwas zurück geben, indem du ihm vielleicht irgendwie hilfst. Wenn die Zeit kommt, entwickeln sich diese Dinge ganz natürlich, fast ähnlich, wie sich in der Kindheit Freundschaft zu anderen Kindern entwickelt.

Manchmal fühlt man diese innere Verbindung zum Guru schon nach der ersten Begegnung und manchmal fühlt man gar nichts, obschon andere hell begeistert sind.
Bhakti liegt in unserem Selbst, Atman, ganz natürlich. Man muss sich zu niemandem hingezogen fühlen, nur weil andere sagen, er oder sie ist ein echter und aufrichtiger Guru.
Du allein solltest bloss in deinem Herzen ehrlich und aufrichtig sein, dann wird dich die Überseele (Paramatma) früher oder später zum Guru leiten und du wirst von Innen her ohne jeden Zweifel fühlen können, dass durch ihn/sie der Segen und die Kraft der liebenden Hingabe zu dir fliesst. Alles andere ist künstlich und wird über kurz oder lang nur viele Zweifel bringen.
Das regelmässige Singen (Chanten) der heiligen Namen, gemeinsam, allein, laut, leise oder auch nur in Gedanken, ist der Schlüssel zur Bhakti im gegenwärtigen Zeitalter des Kali-Yuga.
Und wenn du das Guru-Prinzip verehren möchtest, ohne deinen Guru in Menschengestalt bereits zu kennen, dann verehre einfach Nityananda Prabhu regelmässig durch das Chanten seines Namens (Nityananda oder auch Nitai). Nityananda ist der ursprüngliche Guru, Gott selbst als Guru, der Avatara von Balarama und Ananga Manjari (Radharanis Schwester) in einer Gestalt – sehr geheimnisvoll und immer bereit, JEDEM seinen Segen zu geben, der zu ihm kommt.
Über ihn kannst du auf dieser Homepage oder auf www.gauranga-prema.ch (eine weitere Homepage von mir) lesen.

Also ich chante gerne den Namen Krishnas, muss aber ehrlich sagen, dass ich trotzdem manchmal skeptisch bin. Gar nicht mal wegen der Gestalt Krishnas, sondern mich drängen eher bestimmte Bücher dazu. Da werden genaue Zahlen geschrieben, wie viele Planeten es gibt, wieviele Lebensformen, wie uns unbekannte Planeten heissen usw.
Man soll auch so und so oft Hare Krishna chanten und am besten einer Gruppe beitreten… ???

Manchmal skeptisch zu sein, ist gut. Man soll nichts blindlings annehmen.
Mit dem heiligen Namen Krishnas kannst du unmittelbare Erfahrungen machen, das kosmische Szenario kannst du aber momentan nicht unmittelbar erfahren. Diese Dinge lässt man am besten einfach offen und selbst wenn man sie annimmt, sollte man nicht vergessen, dass man diese Dinge zurzeit einfach nur glaubt und nicht wirklich darüber aus Erfahrung etwas weiss. Aber glücklicherweise ist unsere Entwicklung von Liebe zu Krishna nicht von unserem Verständnis über den Kosmos abhängig.

Für sich eine bestimmte Zahl von Runden zu wählen, die man auf einer Japa (Kette mit 108 Holzperlen) chantet, bringt Stetigkeit und ist sehr hilfreich. Mein Lehrer empfiehlt mindestens 4 Japa-Runden täglich zu chanten, das dauert rund 25 bis 30 Minuten. Am besten macht man das zu einer Tageszeit und an einem Ort, wo man diese Meditation über den heiligen Namen in Ruhe und ohne Störung durchführen kann. Daneben darf man natürlich so oft wie man will auch ohne Japa-Kette chanten, sei es laut oder in Gedanken, einfach weil wir eine Beziehung zu Krishna haben wollen, nicht weil jemand anderes sagt, du musst eine haben. Du selbst musst diese Beziehung wollen.
Oder glaubst du, Gott sieht nicht, ob man sich wirklich nach ihm sehnt oder bloss mechanisch ein Ritual ausführt? Vielleicht mag es sein, dass wir zu Beginn ein Ritual ausführen, weil wir uns die nötige Sehnsucht nach Gott wünschen, das ist OK. Aber in irgendeiner Form sollte sich unser Herz eine Beziehung zu Gott wünschen, sonst verkümmet der ganze Vorgang zu einer Art „Zeitvertreib“ oder „Hobby“ oder man lässt es ganz sein.

Einer Gruppe beizutreten ist falsch. Wenn du zu irgendwas beitreten möchtest, dann einer ‚Gemeinschaft‘ und zwar am besten einer ‚Gemeinschaft‘ von Gleichgesinnten und nicht einer Institution. Man sollte diesen Unterschied sehr klar verstehen!
Selbst wenn äusserlich etwas wie eine Institution aussieht, empfehle ich dir: Fühle dich nie als ein Teil einer Institution und fühle dich auch nie einer Institution verpflichtet! Fühle dich als Freund von Gleichgesinnten und fühle dich nur den geistigen Idealen verpflichtet oder echten Freunden auf diesem Pfad und lass dich nicht irritieren, wenn du dich dabei manchmal etwas einsam fühlen solltest, denn Nityananda, Gauranga und Krishna sind immer in deinem Herzen und sie beschützen jeden, der sich aufrichtig nach ihnen sehnt!


Gibt es in der Vaishnava-Lehre Ähnlichkeiten zur Scientology-Ideologie, bzw. stützt sich Scientology auf vedisches Gedankengut ab?

Scientology erhebt selbst den folgenden Anspruch:
«Die Scientology-Religion versteht sich in der Tradition der ostasiatischen Religionen, insbesondere des Buddhismus, Taoismus, Hinduismus, und der Veden.
Ihre historischen Bindungen sieht sie vor allem im Früh-Buddhismus (Hinayana). Sie ist eine direkte Fortsetzung des Werkes von Gautama Siddharta Buddha.»

Wird nun der Anspruch untersucht, wonach sich die Scientology-Ideologie aus obigen Traditionen ableitet, kann schnell festgestellt werden, dass Bruchstücke aller oben angesprochenen philosophisch-religiösen Richtungen aus ihren angestammten Traditionen herausgelöst und in ein völlig anderes, von L. Ron Hubbard zusammengestelltes, und in sich abgeschlossenes System gepresst wurden. Dabei fällt besonders ins Gewicht, dass innerhalb dieses abgeschlossenen Systems, das Studium der ursprünglichen Texte östlichen Gedankengutes zurückgewiesen wird.
Daraus geht schlüssig hervor, dass die Ähnlichkeit der Scientology-Ideologie zu obgenannten Traditionen so ähnlich ist wie ihr Bezug zu Albert Einstein, dessen Bild und Name sie in ihrer Werbung benutzen.

Die Scientology spricht von «Thetanen», die das eigentliche Selbst des Menschen ausmachen sollen. Bezeichnet dieser Begriff etwas ähnliches, wie der Begriff «Atman» aus dem vedischen Gedankengut?

Nein.
Der Begriff «Atman» bezeichnet das Selbst des einzelnen, im Sinne seines eigentlichen geistigen Wesens, und bezieht sich auf alle nur möglichen Lebensformen, in denen er verkörpert werden kann.

Kurzdefinition «Atman/Atma»:
Das Selbst, die ewige unzerstörbare innere Gestalt jedes Wesens.
Atma wird häufig mit Seele übersetzt. Die westliche (oft auch die christliche), von der Psychologie beeinflusste Denkweise, meint mit dem Begriff Seele die feinstoffliche oder die psychische Struktur des Lebewesens. Daher auch der Ausspruch: «An der Seele erkrankt». Mit dem Begriff Atma ist jedoch nicht dieser veränderliche Stoff der feinen Materie gemeint. Atma bezieht sich einzig auf die ewige und unveränderliche innerste Identität. Es ist dieses innerste unzerstörbare ICH, das von den feinstofflichen Hüllen (Manah: Denken, Fühlen, Wollen; Buddhi: Intelligenz; Ahankara: Falsches Ego) und dem grobstofflichen Körper eingekleidet und bedingt wird. Es ist auch der Atma, der diesen Hüllen ein scheinbares Leben verleiht. Wenn in Übersetzungen der Bhakti-Schriften, die nicht den Sanskritbegriff Atma verwenden, von Seele, Geistesseele oder spiritueller Seele gesprochen wird, bezieht sich das immer auf das, was die Veden unter Atma definieren.
«Für das Veränderliche, den materiellen Körper, gibt es kein dauerhaftes Dasein, und für das Ewige, den Atma, gibt es keine Veränderung oder Zerstörung. Die Seher der Wahrheit haben auf diese Weise die Natur von beidem untersucht und unterschieden.
Wisse, der Atma, der den gesamten Körper durchdringt, ist unzerstörbar. Er ist unveränderlich und ewig, und niemand ist imstande, ihn zu vernichten.
Nur dieser physische Körper, des ewigen, unzerstörbaren und unmessbaren Atma, ist Gegenstand von Zerstörung.
Der Atma wird nie geboren und er stirbt nie, auch kommt er nicht wiederholt ins Dasein und muss heranwachsen, denn er ist ungeboren und ewig. Er ist unermüdlich, ewig jung und dennoch uralt. Obschon der Körper Gegenstand von Geburt und Tod ist, kann der Atma nie zerstört werden.»

(Bhagavad-Gita, 2.16-18; 2.20)

Im Gegensatz hierzu stützt sich der Scientology-Begriff „Thetanen“ auf folgende Ideologie:

Die zehn Prozent des geistigen Potentials, die der einzelne Mensch laut Scientology lediglich benutzt, nennt Scientology das „analytische Mind“, quasi das Bewusstsein. Die restlichen 90% sind folglich das Unbewusste, genannt „reaktive Mind“. Der reaktive Mind ist voll von Ängsten und schmerzhaften Eindrücken (sog. „Engramme“), z.B. aus der Kindheit eines Menschen. Durch das Auditing (viele kostspielige Seminare) werden diese Engramme im Unterbewusstsein aufgespürt und gelöscht. Der Mensch wird zum „Clear“, zum sogenannten freien, selbstbestimmten Menschen, frei von psychischen Störungen. Durch weitere Seminare kann der „Clearer“ dann zum „Operierenden Thetan“ (OT) werden.

«Thetanen» sind angeblich Geistwesen, die einst im All lebten, auf die Erde kamen und die Menschen besetzten, und zwar jeden einzelnen hundertfach. Diese Wesen sind unsterblich und dazu verdammt, mit Hunderten von Engrammen des Wirtsmenschen gequält zu werden. Stirbt ihr Wirtsmensch, suchen sie sich einen neuen. Ziel ist es nun, diese «Thetanen» zu befreien und sich selbst damit zum «Operierenden Thetan» zu machen. Beschäftigt sich die Dianetik noch mit dem Aufspüren von Engrammen, soll man durch Scientology letztendlich zu einem unsterblichen Wesen mutieren – frei von Raum, Zeit und Körperlichkeit.
Das Mittel hierzu: Viele – teils kostspielige – Seminare und Kurse, in denen man „auditiert“ wird, um die nächste „Stufe der geistigen Freiheit“ zu erlangen.

Diese Vorstellung steht in keinem Zusammenhang zur Atman-Lehre der Veden. Auch die Verknüpfung „Geld = nächste Stufe“ steht dem vedischen Gedanken diametral entgegen, der betont, dass weder Geld, noch Macht, noch Königswürden im Yoga zu Erfolg führen können, sondern einzig die aufrichtige Bemühung des Adepten.

Hier kann ich mir so etwas wie eine Rangordnung (Liebes-Hierarchie) vorstellen. Doch jenseits der Maya, wo die Einheit des Brahman herrscht? Wie könnte im Eins-Sein eine Liebes-Hierarchie existieren?

Brahman ist alldurchdringend, es durchströmt gewissermassen alle groben und feinen Ebenen der Materie, es durchströmt aber ebenso alle Ebenen der Transzendenz, angefangen mit dem leuchtenden Brahmajyoti bis zu den höchsten spirituellen Welten spontaner, sich endlos steigernder Gottesliebe.
Das Brahmajyoti ist das spirituelle Licht, welches einerseits vom mystischen (nicht-materiellen) Körper Gottes, aber auch von all seinen Welten, einfach gesagt, vom spirituellen Universum (Cit-Shakti), ausstrahlt.
Der Begriff „Brahman“ deutet darauf hin, dass alles in Wirklichkeit von spiritueller Natur ist, selbst die Maya-Shakti, die wir als sich endlos verändernde Materie erfahren, ist aus der spirituellen Perspektive her betrachtet, Teil der Transzendenz.
Das Brahmajyoti ist gewissermassen die „Geburtsstätte“ aller Atmans, um es in missverständlichen Worten unserer Begriffswelt auszudrücken. Denn weder die materielle, noch die spirituelle oder die marginale Energie (Tata-stha-Shakti) haben einen Anfang oder ein Ende. Doch die spirituellen Energien haben Bewusstsein, im Gegensatz zur materiellen Energie, welche durch die Atmans belebt wird.
Das Brahmajyoti ist voller atomisch kleiner spiritueller (also bewusster) Lichtfunken. Jeder einzelne ist ein individueller Atman, der völlig passiv in diesem spirituellen Meer treibt, betört vom Glück, das von den Vaikuntha-Welten ausströmt. Das Glück, das die Atmans dort erfahren, übersteigt alle Vorstellungskraft und dennoch ist es, aufgrund der passiven Haltung der Atmans, nur statisch oder immer gleichbleibend.
Es liegt aber nicht in der Natur der Atmans, immer passiv zu sein, denn von ihrem natürlichen Wesen her sind sie dazu bestimmt, in den aktiv-dynamischen Welten Vaikunthas in eine Beziehung zum Parabrahman, zu Ishvara Bhagavan Sri Narayana oder gar zu Sri Krishna zu treten.
Sobald sich in einem Atman der Impuls nach Aktivität manifestiert, wird eines von zwei grundlegenden Prinzipien Gottes in ihm wach.
1) Gott selbst ist das höchste natürliche Zentrum aller Dinge. Er ist derjenige, der alles zu sich hin zieht, der ganz natürlich die Position inne hat, alle Arten von liebevoller Zuwendung entgegen zu nehmen.
2) Auf der anderen Seite ist er aber auch der grösste Diener, der allen unzählbaren Atmans ihre Wünsche erfüllt und aufgrund seiner Liebe, ihnen auch die völlige Willensfreiheit gibt.
Wird der Atman aktiv, zeigt sich augenblicklich seine Grundhaltung: entweder will er – den im passiven Zustand erfahrenen Glückszustand – durch sich schenken und dienen steigern oder er will selbst das Zentrum von Dienst und liebender Zuwendung sein, gewissermassen Meister sein.
Im ersten Fall wird der Atman mit einem unvergänglichen gott-ähnlichem Körper beschenkt und nimmt teil an der Vielfalt vollkommener Beziehungen in den Welten Vaikunthas. Im zweiten Fall, um seinen Wunsch erfüllen zu können, wird der Atman in den Bereich der Maya-Shakti versetzt, weil nur hier in der Materie die Illusion möglich ist, man sei selbst das Zentrum der Dinge.

So, ich habe etwas weit ausgeholt, sorry. Aber das war fast nötig, um zu veranschaulichen, welche Position die Liebeswelten Gottes haben. Denn dort gibt es auch unterschiedliche Beziehungen zu Gott, je nach Art der Liebesempfindung des Atman. und es ist die unbegreifliche Mystik Gottes, dass er sich in zahllose spirituelle Formen vervielfältigen kann, um jedem Atman und seinen Gefühlen für ihn entsprechen zu können.
So gibt es liebende Zuneigung, die eher passiv oder neutral ist, wo es dem Atman genügt, einfach in der Nähe Gottes zu sein, ihn beobachten zu können usw. Andere möchten ihm aus ihrem Liebesempfinden heraus aktiv dienlich sein. Nochmals andere fühlen wie ein echter Freund usw.
Alle Beziehungsarten, die wir von unserer Welt kennen, sind lediglich der Abklatsch der vollkommenen Beziehungen, die mit Gott möglich sind. Jeder Atman ist zu 100% in seiner Beziehung zufrieden und kann dieses entsprechende Liebesgefühl endlos steigern. Und es heisst im Veda, dass diese Beziehungen immer frisch und wie neu sind, wie ein sich fortlaufend neues Verlieben in Gott, je nach Beziehungsart.

Es sind also die unterschiedlichen Arten der Beziehung, die Intensität und die dazugehörige Nähe zu Gott, welche eine ganz natürliche Hierarchie der Liebesgefühle bilden.
Man kann diese Hierarchie mit nichts im Bereich der Maya-Shakti vergleichen. Hier hat Hierarchie immer etwas mit Ausbeutung, Neid, Missgunst, Unterdrückung oder ähnlichem zu tun. In Vaikuntha dient alles der ewigen Steigerung der Freude Gottes und wiederum der Freude der Atmans, die hier wahrhaft mit ihrem spirituellen Körper, der von gleicher Atman-Qualität ist, verschmolzen sind.
Eins-Sein bedeutet hier nicht Verschmelzung und Verlust von Individualität, sondern Einssein in einer unvorstellbaren Intensität gegenseitigem Liebesempfinden.