FAQ Reinkarnation

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FAQ zu Reinkarnation – Der Kreislauf von Geburt und Tod

Wie unterscheidet sich die Theorie der «Wiedergeburt» von der Theorie der «Reinkarnation»?

Es handelt sich hier nicht um zwei Theorien, sondern lediglich um zwei verschiedene Begriffe, unter denen im allgemeinen dasselbe verstanden wird. Der Begriff «Reinkarnation» stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: «Wiederverkörperung».

Gemeinhin wird der Reinkarnationsgedanke mit den östlichen Philosophien in Zusammenhang gebracht. Sind vedisches und buddhistisches Verständnis von Karma und Reinkarnation gleich?

Nein.
Es gibt zwar innerhalb sowohl der vedischen als auch der buddhistischen Tradition verschiedene Ausprägungen dieses Gedankengutes, jedoch lässt sich grundsätzlich folgende Unterscheidung treffen:

Die buddhistische Sicht kennt keine den Tod überdauernde individuelle Seele (Atma), die entsprechend ihrem Karma unter verschiedenen Umständen Geburt nimmt, bzw. verkörpert wird. Der Buddhismus spricht von einem Bewusstsein, das ein kontinuierlicher Strom von einzelnen Momenten ist, die jeweils nur einen kurzen Augenblick lang bestehen. Jeder Bewusstseinsmoment erzeugt vor seinem Vergehen einen ähnlich gearteten neuen Bewusstseinsmoment. Es handelt sich also um eine Vorstellung der Wiedergeburt ohne ein beständiges Selbst, also ohne Seelenwanderung.

Demgegenüber lehren die Veden Karma und Reinkarnation im Verständnis der Existenz einer individuellen Seele (dem wirklichen Selbst; Sanskrit: Atma), die gemäss ihren Handlungen, ganz persönlich in der Zukunft für ihre Handlungen geradestehen muss, und so auch persönlich das selbst verursachte Glück oder Leid erntet (siehe Karma-FAQ). Dieses Verständnis legt Nachdruck auf eine individuelle Verantwortlichkeit und bietet den Anreiz und die Möglichkeit zum Lernen und Entwickeln der eigenen Persönlichkeit bis hin zur Selbsterkenntnis und Befreiung (Mukti: die Befreiung in der göttlichen, unpersönlichen und alldurchdringenden göttlichen Energie, Brahman, welches das Ziel im Jnana-Yoga darstellt) und darüber hinaus der Entfaltung der eigenen individuellen Persönlichkeit auf einer Daseinsebene transzendentaler Vielfalt, die über den Einflüssen von Zeit und Raum steht (Vaikuntha: die transzendentale Welt Gottes, wo sich die wechselseitige, unbegrenzt steigernde und hinschenkende Liebe zwischen Gott und all den anderen Lebewesen frei und endlos entfalten kann).

Was reinkarniert denn nun bei einer Wiederverkörperung?

Die vedische Lehre der Reinkarnation basiert auf dem Verständnis, dass die eigentliche Person, das Selbst, von einem physischen (grobstofflichen) und einem psychischen (feinstofflichen) Körper «eingekleidet» ist. Beim Tod verlässt das Selbst, die eigentliche Identität, zusammen mit dem feinstofflichen Körper den physischen Körper.
Die Struktur der Lebewesen (Mensch, Tier und Pflanze) wird wie folgt beschrieben (siehe auch die ausführlicheren Beschreibungen in der Einleitung NDE-FAQ oder in Walther Eidlitz‘ Buch «Der Sinn des Lebens»):

  1. Der Atma (die Seele, das eigentliche, ewige Selbst oder das wirkliche Ich)
  2. Der feinphysische, dem Auge nicht sichtbare Körper bestehend aus
    – Manah (Denken, Fühlen, Wollen),
    – Buddhi (Intelligenz, Verstand)
    – Ahankara (Ich-Macher). Das sich als eine Einheit, eine Person wissen, fühlen, erleben. Die feinstoffliche Grundlage des Ichgefühls. Das Ahankara veranlasst den Atma sich selbst zu vergessen, um sich mit den feinen und groben Hüllen zu identifizieren.
  3. Der grobphysische, dem Auge sichtbare Körper.

Beim Tod, wechselt der Atma, den grobphysischen Körper. Begleitet wird er vom feinphysischen Körper, in dem die Vorgaben (Strukturen) zur Entwicklung des nächsten grobphysischen Körpers enthalten sind (karmische Samen = Vasanas). Der Tod ist also lediglich die Auflösung, bzw. das Verlassen des grobphysischen Körpers.

Analog kann man den Atma und seine Hüllen mit einem Menschen vergleichen, der ein Unterhemd (feinphysischer Körper) und einen Mantel (grobphysischer Körper) trägt.
Es ist immer derselbe Mensch, sowohl wenn sich seine Wünsche, Eindrücke, Erinnerungen, Ideologien usw. verändern (welche mit verschiedenen Färbungen oder Verschmutzungsgraden des Unterhemds verglichen werden) und auch dann, wenn er seinen Mantel (den physischen Körper) wechselt.

Wenn man schon öfters gelebt hat, weshalb kann man sich dann nicht mehr daran erinnern? Was ist der Sinn von Erfahrungen aus vorherigen Leben, wenn man sich daran nicht mehr erinnern kann?

Wenn jemand Rückschau über sein bisheriges Leben hält, wird er zum Schluss kommen, dass all die Erfahrungen und Erlebnisse der Vergangenheit dazu beigetragen haben, ihn zu der Persönlichkeit zu formen, die er jetzt ist. So wie es im gegenwärtigen Leben sicherlich viele Erfahrungen gibt, an die man sich konkret nicht mehr erinnern kann, die uns aber doch berührt und damit mitgeprägt haben, genauso verhält es sich mit konkreten Erfahrungen aus vorherigen Leben. Man mag die Einzelheiten der Dinge und Lernhilfen (z. B. den Lesekasten) vergessen haben, aber der Effekt des Lernens (die Fähigkeit zu lesen) wird jetzt immer noch genutzt.

Diese Welt bietet den Lebewesen die Gelegenheit, entsprechend ihren Wünschen zu leben und zu handeln, inklusive der Gelegenheit, das Vorhandensein einer göttlichen Wirklichkeit abzulehnen. Rückerinnerungen an ein früheres Leben, würden diese freie Willensentscheidung sehr einschränken. Und man stelle sich nur einmal die Probleme vor, wenn man nur von zehn Menschen wüsste, die früher alle schon einmal die eigene Mutter gewesen wären. Diese Erinnerung würde die Beziehung zu den jetzigen Eltern und deren Familie, als auch die Beziehungen zu den Personen selbst sehr belasten.
In den dokumentierten Fallbeispielen von Ian Stevenson, wird eindrücklich aufgezeigt, wie schwierig es nicht nur für das Kind, sondern für die ganze Familie (der früheren wie der jetzigen) ist, mit diesen Erinnerungen umzugehen und zurechtzukommen.
Noch viel schwieriger würde sich das Zusammenleben mit denen gestalten, die früher vielleicht mal unsere Feinde waren. Das Vergessen ist ein grosser Segen und eine Notwendigkeit, damit wir relativ ungestört die Erfüllung unserer Wünsche anstreben können.

Es gibt unzählige Menschen, die aufgrund von Reinkarnationstherapien behaupten, in einem früheren Leben Kleopatra oder Mozart gewesen zu sein. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es sich bei dem Reinkarnationsgedanken um Phantasie handelt.

Nein.
Das ist lediglich ein gutes Beispiel dafür, dass bei Rückführungen (vor allem unter Hypnose) die Empfänglichkeit für suggestiv induzierte Vorstellungen (durch die verbale Führung des Hypnotiseurs) und die Neigung zu transpersonalen Fiktionen sehr gross ist. Das heisst zwar nicht, dass wirkliche Rückerinnerungen unter Hypnose unmöglich sind, wie einige Beispiele aus der Praxis von Psychotherapeuten nahelegen, aber es ist in hohem Masse ungewiss, worauf diese Erinnerung beruht: auf Wirklichkeit oder eingebildetem Wunschdenken.

Eines der Beispiele, die eine wirkliche Erinnerung zumindestens als wahrscheinlich erscheinen lassen, sei hier kurz aufgeführt:

Im Rahmen einer Reinkarnationstherapie erzählte eine Patientin von einem früheren Leben, in dem sie 1903 geboren worden war. Sie war verheiratet und trug den Namen Rita McCullum. Ihr gehörte ein kleines Kleidergeschäft in der Nähe der Siebten Strasse im Herzen Manhattans. Im Winter 1928 starb ihr Mann Keith an einer Lungenentzündung. Im Frühjahr 1929 erkrankte ihr Sohn an Kinderlähmung und verstarb ebenfalls. Als sie im Sommer 1933 vor dem Bankrott stand, erhängte sie sich im Zuschneideraum ihres Kleidergeschäftes und zwar am 11. Juni 1933.
Im Besitz dieser Einzelheiten fragten die Ärzte bei der New Yorker Stadtverwaltung nach, ob in deren Akten ein solcher Todesfall zu verifizieren sei. Mit der Post erhielten sie eine notariell beglaubigte Fotokopie des Totenscheins für eine Frau namens Rita McCullum, der bestätigte, dass sie durch Erhängen gestorben war. Auch die Lage des Geschäftes, das Geburtsdatum und der Todestag stimmten mit den Angaben der Patientin überein.
(Dr. M. Netherton und Dr. N. Shiffrin, Mitarbeiter der Neuropsychiatrischen Klinik der Universität Los Angeles in «Bericht vom Leben vor dem Leben», 3. Auflage, 1990, Ullstein Sachbuch).

Bei solchen Rückerinnerungen kann es sich leicht um Betrug handeln.

Zwar kann ein Betrug nie 100%-ig ausgeschlossen werden, aber leicht würde ein solcher Betrug in vielen Fällen nicht werden. So hat beispielsweise der Psychiatrie Professor Ian Stevenson umfangreiche Forschungen zu Rückerinnerungen von Kindern an ein früheres Leben angestellt, von denen er unter anderem 20 Fälle im Buch «Reinkarnation» vorstellte. Viele der Kinder, die er in seinen gut dokumentierten Fällen aufführt, sind drei Jahre und jünger, wenn sie beginnen, von ihren Wiedergeburtserinnerungen zu berichten. In zahlreichen Fällen konnten diese Angaben verifiziert werden und vorgängige Absprache zwischen den Familien weitestgehend ausgeschlossen werden.

Stevenson regte die Forscher an, seine Ergebnisse anhand eigener Studien nachzuprüfen. Zwei Psychologen (Erlendur Haraldsson und Jürgen Keil) sowie eine Anthropologin (Antonia Mills) führten daraufhin unabhängige eigene Studien durch, die sie in einer gemeinsamen Arbeit 1994 im «Journal of the American Society for Psychical Research 88» veröffentlichten. Keil untersuchte 60 Fälle in Burma, Tailand und der Türkei, Haraldsson 25 Fälle in Sri Lanka, Mills 38 Fälle in Nordindien. Ihre Arbeiten bestätigten Stevensons Untersuchungen. In 80 % der 123 Fälle liess sich eine frühere Persönlichkeit identifizieren, die mit einigen oder allen Aussagen des Kindes übereinstimmten und von der die Kinder aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf „normale“ Weise Kenntnis haben konnten. (P. Schmidt-Leukel/E. Bauer in «Die Idee der Reinkarnation in Ost und West», 1996)

Gibt es noch andere wissenschaftliche Untersuchungen zur Reinkarnation?

Die «Society for Scientific Exploration» (SSE), die 1982 von Professoren verschiedener Universitäten zur wisssenschafltichen Untersuchung der Anomalien-Forschung gegründet wurde, veröffentlichte 1993 eine Presseverlautbarung, in der sie auf die neuesten Untersuchungen von Ian Stevenson hinwiesen.
In einem weiteren Schritt seiner Reinkarnationsuntersuchungen war Stevenson der Frage nachgegangen, ob es Hinweise gab, welche die Muttermale oder angeborene Missbildungen in einen Bezug zu dem erinnerten Tod aus einem früheren Leben brachten. Anhand von Krankenblättern und Obduktionsbefunden der Getöteten stellte er fest, dass bei 35 % der Kinder, die sich an einen gewaltsamen Tod erinnerten, die Muttermale oder Missbildung mit den Verletzungen übereinstimmten, die der Verstorbene bei seinem gewaltsamen Tod davongetragen hatte. In seinem Buch «Reincarnation and Biology: A Contribution to the Etiology of Birthmarks» stellt er seine Untersuchungen auch anhand von Fotodokumenten vor.

Nach meinem Verständnis lässt sich aus der Thora kein Reinkarnationsglaube ableiten.

Ich zitiere:
„In diesem Artikel wird behauptet, dass die Mehrheit der religiösen Juden nicht an Reinkarnation glaubt. Das ist falsch. Die Wiederverkörperung (Gilgul) ist im religiösen Judentum weitgehend anerkannt. Für die chassidischen Juden ist der Glaube an Reinkarnation ein zentrales Element ihres religiösen Selbstverständnisses. Sie bildeten vor dem Holocaust die Mehrheit des europäischen Judentums und sind auch heute einer der grössten jüdischen Gruppierungen. Dass die Opfer des Holocaust wiedergeboren werden, ist für sie eine Selbstverständlichkeit (vgl. Rabbi Yonassan Gershom: «Kehren die Opfer des Holocaust wieder?»). Meine Grosseltern sind in Auschwitz ermordet worden. Dass sie ein neues Leben haben können, bedeutet für mich Genugtuung und Trost.“
(Aus einem Leserbrief an die Basler Zeitung, von David Schweizer, Präsident der Zionistischen Vereinigung Basel)

Das folgende ist eine Link-Seite von Rabbi Gershom zu deutschsprachigen Homepages:
http://www.pinenet.com/%7Erooster/german1.html

Hier noch Rabbi Gershoms eigene Homepage (english):
http://www.pinenet.com/%7Erooster/index.html

Und natürlich kann ich dir auch seine Bücher empfehlen, da er in Beziehung zu Reinkarnation auf verschiedene jüdische Traditionen zurückgreift, aber insbesondere kann ich das Buch „Kehren die Opfer des Holocaust wieder?“ empfehlen, denn hier sind wir hautnah bei jüdischen Betroffenen.

Selbstverständlich sind nicht alle jüdischen Gruppierungen dem Glauben an die Reinkarnation verbunden. Rabbi Gershom unterscheidet vier grundsätzliche „Glaubens-Systeme“, was das Leben nach dem Tod im Judentum betrifft:

1) das „Weiterleben“ durch die eigenen Nachkommen;
2) die physische Auferstehung;
3) als ewige Seele (soul) im Himmel; und
4) Reinkarnation.

Rabby Gershom schreibt weiter, diese 4 Systeme würden sich nicht gegenseitig ausschliessen, denn viele Juden würden an eine Kombination von zweien oder gar mehreren glauben. Zum Beispiel, dass eine Seele zum Himmel aufsteigt, eine Nachkomme den eigenen Namen weiter trägt, aber dieselbe Seele mag später in einer anderen Familie in einem anderen Körper reinkarnieren. (aus „Jewish Tales of Reincarnation“, Seite 25)

Ganz offensichtlich gibt es im Judentum nicht nur ein „Entweder-Oder“.

Zu seinem Buch „Jewish Tales of Reincarnation“ schreibt Rabbi Gershom auf seiner Homepage:
„Yes, Jews can believe in reincarnation. My latest book, Jewish Tales of Reincarnation, was a Main Selection for the Jewish Book Club, so you know this isn’t „lunatic fringe“ stuff. It’s mainstream Hasidism! Now you can read 70 authentic Jewish stories about reincarnation from both classical and traditional sources, all collected in one place!“

Allein der Fakt, dass Rabbi Gershoms Buch über Reinkarnation im Judentum in die Hauptauswahl des jüdischen Buchklubs aufgenommen wurde, zeigt, dass Reinkarnation im Judentum kein Aussenseiterdasein fristet und daher das allgemeine jüdische Interesse findet.

Der Glaube an die Reinkarnation (Gilgul) im Judentum hat sich erst in den letzten Jahrhunderten entwickelt. Um die Zeitenwende (175 BC – 135 AD) gab es keinen solchen Glauben an die Reinkarnation.

Das ist falsch. Man findet es im Talmud, also der rabbinischen Auslegung, Anwendung und Weiterbildung der mosaischen Gesetze der Thora. Während die Thora das „geschriebene Gesetz“ darstellt, versteht man unter dem Talmud das „ungeschriebene Gesetz„, welches von verschiedenen Rabbinerschulen mündlich weitergegeben wurde und das laut Überlieferung – ebenso wie die Thora – von Moses (13 Jhd. v. Chr.) stammt. Im 6. Jhd. v. Chr. begann man damit, die Lehren des Talmud in Aramäisch und Hebräisch schriftlich niederzulegen.
Darin gibt es etliche Hinweise auf Reinkarnation, beispielsweise über die Seele Abels, welche in den Körper von Seth ging und von dort zu Moses übergegangen sei.

Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius (1. Jhd. n. Chr.) berichtet in „Jüdische Altertümer“ (Original in Griechisch, in Deutsch herausgegeben von Heinrich Clementz im marixverlag), dass der Grossteil der Juden seiner Zeit an die Seelenwanderung glaubt, insbesondere die Gemeinden der Essener und Nazarener, aus deren Kreis Johannes der Täufer stammt (und zumindest ideologisch auch Jesus). Nach Josephus waren die Pharisäer der Ansicht, dass die unsterbliche Seele im Jenseits ein Stadium des vergeltenden Ausgleichs durchschreiten muss, wonach für die Tugendhaften die Wiedergeburt in einem neuen Körper erfreulicher sei, als für die Sündhaften.