Das Selbst – Das ewig unveränderliche Ich

Das »Selbst« – im westlichen Sprachgebrauch zumeist »Seele« oder »Geist« genannt. Der Begriffsinhalt wird im Allgemeinen erst durch den Kontext erkennbar.  Manche geben dem Begriff »Seele« den Inhalt von dem »Selbst« (Atman), andere geben dem Begriff »Geist« diesen Sinninhalt.
Ich benutze den Begriff »Selbst« oder »Seele« immer im Sinne des Sanskrit-Begriffs »Atman«.
Ich bin Atman, immer unberührt von allen materiellen Hüllen, seien diese von grob- oder feinstofflicher Natur

Im Sinne der vishnuitischen Yoga-Schriften ist die Gesamtheit der »Atmans« die »mittlere Energie des höchsten göttlichen Paares«, Tata-stha-Shakti.

Das höchste Paar selbst ist das Zentrum und die Ursache aller Energien (Shaktis), die grob in drei Kategorien unterteilt sind. Dieses höchste Paar ist befähigt, ohne eine Spur von sich selbst zu verlieren, sich in unendlich viele spirituelle Formen zu erweitern. Dies ermöglicht ihnen, entsprechend der Art der Liebe des Atman, mit jedem einen individuellen Liebesaustausch zu führen.
Um das Wesen des Atman zu verstehen, sollte man über ein Mindestmaß theoretischen Wissens bezüglich diesem Ursprung aller Ursprünge besitzen. Sie sind das natürliche Zentrum der ewigen transzendenten Welten der höchsten spirituellen Energie, Cit-Shakti. Diese Gotteswelten bestehen aus reinem Bewusstsein und sind ohne Anfang und Ende. Auch die mittlere Energie, Tata-stha-Shakti, ist ohne Anfang und Ende. Jedes »Selbst« ist ein kleiner individueller spiritueller Lichtfunke, der von diesem Paar ausgeht. Deshalb wird ihre Gesamtheit die mittlere Energie genannt.
Die äußere Energie nennt sich Prakriti, bzw. Maya-Shakti. Sie ist entweder manifestiert, in Form des Kosmos mit zahllosen Universen, oder unmanifestiert, in einem rein energetischen Zustand. Diese drei Hauptenergien sind alle ohne Anfang und Ende.

Die höhere und die mittlere Energie ist bewusst und ihr Wesen ist unveränderlich immer dasselbe. Die äußere Energie ist unbewusst, aber im manifestierten Zustand von unzähligen Atmans »belebt« und in Gänze vom Paramatman durchdrungen, einer besonderen Form Vishnus.

Das ewige »Selbst« kennt zwei Zustände: passiv und aktiv.
Im passiven Zustand genießt es – eingebettet zwischen der höheren göttlichen und der äußeren unbewussten materiellen Energie – die Freude und das Glück, welche untrennbar zu seinem göttlichen Wesen gehören. Aktivität ist in jedem Atman ganz natürlich angelegt, da er durch Aktivität die ihm inhärente Freude immer mehr erweitern kann. Erwacht der Wunsch nach Aktivität, entscheidet er sich, ohne unter dem Einfluss der höheren oder äußeren Energie zu stehen, welchen Weg es begehrt.
In jedem Selbst sind Teile der ewigen Charakteristika des höchsten Paares angelegt. Das heißt, das »Selbst« ist frei und entscheidet sich intuitiv, Zentrum oder liebender Diener zu sein, um das eigene Glück zu erweitern.

Diese grundsätzliche Freiheit des Selbst ist quasi das größte Geschenk des göttlichen Paares. Ohne sie wären wir nur Sklaven, aber keine wirklich Liebenden. Zur Liebe gehört immer die Freiheit.

Dominiert nun intuitiv der Wunsch, mittels Liebe und Zuneigung das innewohnende Glück zu steigern, wird das »Selbst« unmittelbar zur höheren Energie geleitet. Hier erhält es einen ewigen spirituellen Körper, der perfekt zu seinem Wesen und der Art seiner Liebe passt. Das »Selbst«, der ewige Atman, verbindet sich mit diesem, durch den Verstand nicht begreifbaren, transzendentem Körper und bildet eine untrennbare Einheit mit ihm, um in einen liebevollen Austausch mit dem Höchsten zu treten.

Dominiert jedoch intuitiv im Selbst der Wunsch »Zentrum-zu-sein«, wird es zur äußeren Energie (Maya-Shakti) geleitet, dem materiellen Kosmos. Hier wird es zuallererst vom materiellen Ego eingekleidet, welches seine Bewusstheit über die eigene spirituelle Identität lähmt. Diese Lähmung der Selbstwahrnehmung ist eine Notwendigkeit, damit sich der Wunsch des Atman erfüllt: »Zentrum zu sein«. Dieses falsche Ego ermöglicht ihm, sich mit den lichtvollen (feinstofflichen) Körpern zu identifizieren. Diese feinstoffliche Körper sind absolut frei formbar und begleiten das »Selbst« durch die gesamte Reise im Kosmos.

Diese Reise beginnt in den lichtvollsten Körpern der höchsten feinstofflichen Welten. Dem Atman stehen hier unvorstellbare Kräfte/Energien zur Verfügung, die keine Wünsche offen lassen. Hier wird der Wunsch, selbst das Zentrum von Liebe und Macht zu sein, auf vollkommene Art erfüllt. Auf dieser höchsten Ebene des Kosmos ist das »Selbst« völlig frei, die materiellen Energien zu formen und sich als Schöpfer und Zentrum zu erleben. Etwas, das in der höheren spirituellen Energie nicht möglich ist, da sich dort in der Cit-Shakti jeder Atman über das höchste Zentrum und das höchste Liebenswerte bewusst ist.

Diese völlige Freiheit dauert Billionen von irdischen Jahren und das »Selbst« hat immer die Möglichkeit, das Wesen der Materie und des falschen Egos zu durchschauen und sich dem eigenen spirituellem Wesen oder sogar der höchsten Liebe zuzuwenden. Diese Freiheit beinhaltet ebenso die Verantwortung für das eigene Tun. Sobald das »Selbst« seine eigenen Ansprüche über die von anderen fein- oder grobstofflich verkörperten Atmans stellt, verstrickt es sich in die Materie. Deshalb gilt auf jeder Ebene: behandle jedes Wesen so liebevoll, wie du selbst liebevoll behandelt werden möchtest.

Kommt das »Selbst« mit seinem Machtanspruch nicht klar, driftet es langsam in immer dichtere Sphären der Materie. Die ihm eigene Macht und Schöpferkraft innerhalb des Kosmos, sowie die eigene Liebesfähigkeit werden mehr und mehr eingeschränkt, da es diese zum persönlichen Vorteil und zur Ausbeutung anderer verkörperter Atmans missbraucht.
So fällt das Selbst (Atman) letztlich in die grobstofflichen Ebenen der Materie, wo es immer wieder die Chance bekommt, das Lieben erneut wiederzubeleben, egal wie viele Verkörperungen dazu nötig sind. Je nach Art der persönlichen Handlungsweise werden ihm passende Lehren zur Verfügung gestellt. Doch diese Lehren sind von solcher Art, dass der Atman niemals zum Lernen gezwungen ist. Ansonsten wäre die Freiheit des »Selbst« eine Worthülse ohne Bedeutung.

Viele verkörperte »Atmans« versuchen hierbei wieder zu ihrem passiven Zustand der Glückseligkeit zurückzufinden, in dem sie sich, trotz ihres individuellen Wesens, erneut in die spirituelle Einheit des passiven und statisch glückseligen Seins begeben.

Wer diesen Zustand schon hier im Kosmos verwirklicht, wird »Atma-Rama« genannt, im eigenen »Selbst« zufrieden. Die ihm inhärente spirituelle Freude genießend, ohne Wunsch nach irgendwelchen Dingen der unbewussten Materie, Maya-Shakti, ist er ein verkörpert Befreiter. Ein solcher Atman legt schon hier sein »falsches Ego« ab. Wenn ein solcher »Selbst«-Verwirklichter den Körper verlässt, legt er ebenfalls den feinstofflichen Körper ab und begibt sich erneut in die mittlere Energie, Tata-stha-Shakti, die unberührt von Materie Teil der höheren spirituellen Welt ist.

Andere wiederum sind vom mystisch offenbarten Wissen über das höchste spirituelle Paar und deren spirituellen Liebeswelten angezogen. Sie streben nach einer ewig aktiv liebenden individuellen Beziehung zum Höchsten.