Maha-Mantra und Gayatri-Mantra

Maha-Mantra und Gayatri-Mantra

Eine kurzer Auszug aus dem Buch „Sri Guru und Seine Barmherzigkeit


Srila Shridhara Maharaja:

Jiva Gosvami schreibt, dass im Gayatri-Mantra der Name von Krishna das Wichtigste ist. In diesem Mantra gibt es noch eine ganze Reihe anderer Worte, aber der Name ist das Allerwichtigste. Wenn Krishnas Name herausgenommen und durch eine andere Bezeichnung ersetzt wird, wird das ganze Mantra verdorben. So lautet das Urteil von Jiva Gosvami.

Krishnas Heiliger Name ist das Ein und Alles. Im Gayatri-Mantra ist also der heilige Name Krishnas enthalten, es sind aber auch noch eine Reihe anderer Worte darin eingebettet. Wenn aber Krishnas Name herausgenommen und zum Beispiel durch Shivas Namen ersetzt wird, dann wird sich das ganze Mantra an Shiva richten. Der heilige Name ist also sein wichtigster Bestandteil.

Der Heilige Name Krishnas ist so bedeutsam, dass vielleicht sogar für das Gayatri-Mantra selbst gar keine Notwendigkeit besteht. Es heißt: „Man braucht sich nicht all den Reinigungsvorgängen zu unterziehen oder den sechs rituellen Zeremonien zu folgen, die in den vedischen Schriften als Grundlage für ein frommes Leben erwähnt werden. Ja, man braucht nicht einmal Einweihung in das Gayatri-Mantra anzunehmen. Denn alles wird gelingen, wenn man nur ohne Vergehen über Krishnas Heiligen Namen meditiert“ (na ca sat kriya, na dikshe na ca puruashcarya manadilate mantrayam rasana spri hanato shri krishna namatmaka).

Die wichtigste Überlegung muss sich auf Krishnas Namen richten. Dann wird das Gayatri-Mantra vielleicht gar nicht notwendig sein. Wir nehmen das Mantra nur an, um dadurch das Nama-Bhajana, die Verehrung des heiligen Namens, zu unterstützten. Ansonsten ist es vielleicht gar nicht notwendig. So ist es bisher gesehen worden.

Der Name allein kann bereits alles für einen Menschen bewirken. Er ist in jeder Hinsicht vollkommen. Das Mantra hilft uns, unsere Vergehen (aparadha) und die verschwommenen Vorstellungen (abhasa) in unserem Bhajana zu beseitigen. Und auch nur so weit kommt uns das Mantra zu Hilfe.

Es gibt dazu das Beispiel von dem großen und dem kleinen Kreis. Krishnas heiliger Name entspricht dem großen Kreis. Er erstreckt sich vom Höchsten bis zum Niedrigsten. Der Mantra-Kreis (Gayatri-Mantra) ist ein kleiner Kreis innerhalb des großen Kreises. Das (Gayatri-)Mantra kann nicht bis zum niedrigsten Punkt hinabreichen. Der heilige Name aber kann sich sogar bis zu dieser niedrigsten Stufe hinunter erstrecken.

Das (Gayatri-)Mantra verhilft uns zur Befreiung, und danach führt uns der Name weiter. So ist unsere Beziehung zum Mantra und zum Namen beschaffen.

Der Name reicht hinunter bis zum tiefsten Punkt, zu den Chandalas und Yavanas. Jeder darf den Namen empfangen. Aber nicht jeder ist für das Gayatri-Mantra geeignet. Das Mantra darf jemandem erst übertragen werden, nachdem er eine fortgeschrittene Stufe erreicht hat. Und der Zuständigkeitsbereich des Mantra endet, wenn die Befreiung erlangt ist.
Im Chaitanya Charitamrita heißt es (Adi-Lila 7.73):

krishna-mantra haite habe samsara mocana
krishna-nama haite pabe krishnera carana

„Das Krishna Gayatri-Mantra befreit einen aus dem Kreislauf der wiederholen Geburten und Tode in dieser Welt; der Heilige Name Krishnas aber gewährt einem Zuflucht bei den Lotosfüssen Krishnas.“

Das Gayatri-Mantra hilft uns, Befreiung zu erlangen, und danach tritt es in den Hintergrund. Nachdem es uns Befreiung gewährt hat, wird das Mantra nicht mehr gebraucht. Aber der heilige Name wird immer mit uns sein, von der tiefsten bis zur höchsten Stufe. In der Meditation über den heiligen Namen liegt keinerlei Bitte um irgendetwas – sie ist einzig und allein eine Huldigung.

Wir sollten nicht in der Geisteshaltung „Ich will das!“ meditieren. Wir müssen einfach nur von Innen heraus über den Namen meditieren. Das wird den guten Willen in uns bestärken. Weil also die Wirkung des (Gayatri-) Mantra begrenzt, der Name aber von größter Bedeutung ist, müssen wir an erster Stelle dem Nama-Guru unsere Ehrerbietungen entgegenbringen, als nächstes dem Mantra-Guru und dann all den anderen Vaishnavas.