Einleitung zu NDE

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NDE = Near Death Experience / NTE = Nah-Tod-Erfahrung

Grundsätzliches zum Einsteigen

Zum Einstieg in den eigentlichen NDE-FAQ, ist es sinnvoll, sich einen kleinen Einblick und in das vedische Selbst-Verständnis zu verschaffen. Der nachfolgende Text aus dem Buch «Der Sinn des Lebens» von Walther Eidlitz, stellt hierzu die besten Voraussetzungen. Er erlaubt uns ein theoretisches Verständnis zu erlangen, Um die Bedeutung der Nah-Tod-Erfahrungen richtig einzuordnen.

Die Struktur des Menschen

Wenn wir den Menschen in der Art, wie ihn die heiligen Schriften der Hindus darstellen, richtig erfassen wollen, müssen wir uns vor allem darüber ganz klar werden, dass – wie schon angedeutet – nicht nur das, was wir im Abendland den Körper des Menschen nennen, sondern auch das, was wir gewöhnlich unter seiner Seele und seinem Geist zu verstehen pflegen, gemäss der Schau der indischen Urkunden etwas Materielles ist. Das verborgene Ewige, das im Menschen und in jedem anderen Lebewesen Wohnung genommen hat, der Atma (atman), ist im Sinne der Sastras etwas grundlegend anderes; gänzlich verschieden von der Seele und dem Geist der abendländischen Psychologie und auch einer ganz anderen Kategorie angehörig als „die ewige Seele“ des Christentums [die nach christlicher Interpretation auch erkranken kann; Anm. v. Gaurahari].


Das grundlegende Verständnis vom wirklichen Selbst

Der feinmaterielle Leib. Er besteht aus fünf Tatsinnen und fünf Erkenntnissinnen (wohlgemerkt: Sinne und nicht Sinnesorgane aus Muskeln, Geweben, Nervensubstanz usw.) und dem „inneren Sinn“ (antahkarana), der oft auch als das Manas bezeichnet wird. Dieser „innere Sinn“ entspricht all dem, was wir Seele, Geist, Bewusstsein nennen. Auch der gesamte feinphysische Leib (sukshma-deha oder linga-deha, sukshma-sharira oder linga-sharira) ist durchwoben von Lebenskraft (prana), wie der physische Leib.
Dieser „innere Sinn“ ist eine Einheit mit vier verschiedenen Schichten, vier Funktionen (vritti).
Hier stutzt man sofort bei zwei Aussagen:
Der geistige Leib hat Sinne? Das widerspricht unserer Vorstellung. Ein Beleg für diese Aussage wird von den Hindus darin gesehen, dass
1) im Traum diese feinen Sinne gebraucht und erlebt werden und dass
2) im allgemeinen beim Menschen im Tode eine Trennung dieser beiden Leiber einsetzt.
Der grobphysische Leib samt den zehn Sinnesorganen wird beim Sterben abgelegt und doch sieht, hört … der Verstorbene gemäss den Feststellungen der Sastras. Der Verstorbene sieht und hört dann mit den feinstofflichen Sinnen, die ihm verbleiben. [Was auch durch die ausserkörperlichen Erfahrungen/Wahrnehmungen während eines NDE bestätigt wird; Anm. v. Gaurahari.] Alles, was wir im Westen so gern als „Geist“, „Bewusstsein“, „Seele“ bezeichnen und als dem Stoffe überlegen der „Materie“ entgegensetzen, auch oft genug als etwas Ewiges dem Vergänglichen gegenüberstellen, wird hier bloss als eine feine Form der Materie bezeichnet. Um das mit allen Folgerungen klarzumachen, geben die Sastras eine Analyse der Struktur und der Inhalte dieses inneren Sinnes (antahkarana).

1) „Es wird etwas gehört“. Das Bewusstsein empfängt einen Eindruck. Der innere Sinn hat also die Fähigkeit, Eindrücke zu empfangen. Er ist – in einer seiner Schichten – rezeptiv, passiv, und er wird deswegen sehr oft mit einem Spiegel oder der Oberfläche eines Wassers verglichen. Die Eindrucksfähigkeit ist um so höher, je klarer und lauterer dieser Spiegel ist, gleichsam einer ganz ruhigen, stillen Wasserfläche. Je weniger sich zwischen das Objekt, das gespiegelt werden, einen Eindruck hinterlassen soll, und dem Spiegel des Bewusstseins störend einschiebt, desto eher wird die Erkenntnis objektiv sein. Also Lauterkeit des Bewusstseins, Klarheit der Aufnahmefähigkeit, Unverzerrung der Form und Substanz und Nichtentstellung des Objektes auf dem Weg zwischen dem physischen Ohr und den Nerven bis zum Spiegel des Bewusstseins sind die Voraussetzungen dafür, dass ein Objekt als das wahrgenommen wird, was es ist.
Dieser Spiegel, das rezeptive Bewusstsein, heisst auf Sanskrit Citta. Davon ist wohl zu unterscheiden der Ausdruck Cit. Cit ist das, was aus reiner, unmittelbarer Erkenntnis besteht. Citta dagegen besteht nicht aus Erkenntnis, sondern es ist sozusagen ein Organ, das durch Eindrücke Erkenntnis erwirbt. Der Inhalt des Citta ist bloss mittelbare Erkenntnis.
Citta ist theoretisch lauter, unveränderlich, ruhig, still; tatsächlich aber voller lustbetonter oder auch unlustbetonter Eindrücke (auf Sanskrit: samskara, vasana).

2) Eine zweite Schicht des inneren Sinns besteht in der Bereitschaft, den Wunsch zu hören. Das Bewusstsein ist bereit, etwas zu erleben. Diese Bereitschaft führt zu einem Begehren, das als „Wohl“ Erlebte von neuem und stärker zu erleben, gedanklich, in der Phantasie bei dem Wohl gebenden Objekt zu verweilen – oder auch, bei dem Unwohl gebenden Objekt zu verweilen, darüber zu brüten. Diese ständige Bereitschaft des Bewusstseins wird Manas genannt. Aus dem Manas entwickelt sich ein Begehren, Lust, Kama genannt. Es ist das Manas, das ein Objekt begehrenswert macht, das ihm Farbe verleiht, so dass es als anziehend empfunden wird. Ebenso enthält dieses Bewusstsein der Bereitschaft auch das Gegenteil – nicht Lust, sondern „Hass“ oder Krodha, also Ablehnung dessen, was entweder als Unwohl erlebt wird, oder dessen, was sich dem Erleben eines Wohles in den Weg stellt.

3) Es wird ein Laut gehört. Das Bewusstsein stellt fest, nach Überlegung und Erwägung, was das ist, was gehört wurde, das heisst, es wird durch die Funktion der Vernunft erkannt, was das im Citta erlebte Objekt ist, wo es ist, von wo es herkommt, wie es zu erreichen ist. Diese Erkenntnis kann gemäss den Sastras folgenden Inhalt haben:

a) direkte Erfahrung, Schlussfolgerungen, Wahrnehmung der Abwesenheit einer Sache oder das, was die Sastras, die als absolute Erfahrungsquelle gelten, darüber aussagen. Man nennt das Pramana, Erkenntnis dessen, was real ist.
b) Irrtum oder Erkenntnis einer Sache, so wie sie überhaupt nicht ist (viparyaya).
c) Erkenntnis einer Sache, die nur als blosses Wort besteht, aber keineswegs eine Realität hinter sich hat, z. B. das Horn eines Hasen. Man nennt das Vikalpa.
d) Gedächtnis, Erinnerung, ein Wissen, das aus dem Eindruck entstand, den eine frühere Erfahrung hinterliess (smriti).
e) Schlaf, d. h. die Erkenntnis hat überhaupt nichts zum Gegenstand, das Bewusstsein ruht; man nennt das Nidra.

Diese Überlegungsfähigkeit des inneren Sinnes heisst Buddhi.

4) „Ich höre“, das sich als eine Einheit, eine Person wissen, fühlen, erleben, das Ich oder besser gesagt: die feinstoffliche Grundlage des Ichgefühls.
Dieses Ich, die Grundlage des Ichgefühls, besteht aus dem Gunastoff der Maya. Das Ich, von dem hier gesprochen wird, ist ein Teil der feinstofflichen Hülle. Dieses feinstoffliche Ich, Ahankara, kann durch Verletzung, Trunkenheit usw. eliminiert werden.

Die vier Schichten des „inneren Sinns“ sind also:
– die Fähigkeit etwas zu erleben: Citta,
– die Bereitschaft etwas zu erleben: Manas,
– die Fähigkeit, den Gegenstand des Erlebnisses zu erkennen als das, was er ist: Buddhi,
– und die Grundlage, die ein Ichgefühl ermöglicht: Ahankara, der Ich-Macher.

Wir könnten es auch so ausdrücken:
– das ungetrübte Bewusstsein, rein rezeptiv, passiv: Citta,
– das Gefühl, der Wille: Manas,
– die Vernunft, der Intellekt: Buddhi.
– die Persönlichkeit: Ahankara

sind in dem enthalten, was die Sastras den inneren Sinn oder „Antahkarana“ nennen und wir im Abendland als den Geist, die Seele bezeichnen.
Doch sind diese vier Schichten nicht bloss theoretische Strukturen, sondern sie sind voller konkreter „Inhalte“. Sie sind auch nicht bloss Funktionen oder Wirkweisen, sondern sie sind wie „Behälter“, die etwas beinhalten. Sie sind feiner Stoff, der lebendig ist. So wie in dem grob-physischen Leib, so ist auch in dem feinmateriellen psychischen Leib „prana“ oder Leben vorhanden – als Folge ihrer Berührung mit einem Unbekannten, einem X.


Der Atma kann nicht von den Hüllen erkannt werden

Dieser Atma ist in keiner Weise Gegenstand der Erfahrung seitens der Hüllen, nie kann er von den Hüllen erkannt werden. Das bedeutet, der menschliche Geist, die Seele [sofern diese Begriffe nicht im Sinne von Atma benutzt werden; Anm. v. Gaurahari], kann den Atma nicht erkennen, denn gemäss den Sastras sind Cit, reine Erkenntnis, reiner Geist, und Stoff, Maya, das Gegenteil von reiner Erkenntnis, ganz entgegengesetzte Kategorien. Erkennen hiesse, dass das Erkannte in irgend etwas dem Erkennenden ähnlich wäre, doch Cit und Acit (Nicht-Cit) sind in jeder Weise absolute Gegensätze.
Der Atma, der aus reiner Erkenntnis besteht, kann als erkennendes Subjekt das sehen, erkennen, erleben, was aus Acit oder Stoff besteht, aber nie umgekehrt.
Das Wissen davon, dass es überhaupt einen Atma gibt, stammt gemäss den Urkunden aus der Offenbarung des Gottes-Wortes. Man kann auf das Vorhandensein des Atma erst schliessen, man kann ihn postulieren, nachdem man bereits den Gedanken Atma gehört hat.

 

Das falsche Ich

Solange der Atma nicht weiss, wer er selbst ist – man nennt das den gebundenen Zustand des Atma (baddha) – überträgt er sein auf sich selbst bezügliches wahres „Ich“, nämlich „Ich bin Atma“, auf den physischen und geist-stofflichen Leib und meint, er sei „Mensch“. Andererseits erhält die aus feinem Stoff bestehende Grundlage des Ichgefühls, das „geistige“ Ich, durch die Gegenwart des Atma Lebendigkeit, und der „innere Sinn“ oder der Geist, die Seele, von der eine Schicht Grundlage für ein Ichgefühl sein kann, wird nun getragen von einem Bewusstsein oder Gefühl „Ich bin“.
Der von Unwissenheit überwältigte Atma macht sich also durch die Einbildung des „Ichs“ den physischen und geistigen Leib zu eigen, und damit schreibt er alles, was der physische Leib und der feinstoffliche Leib erleben, sich selbst zu, und er meint, das sei sein Leib, sein Geist, er meint, das feinstoffliche Ich sei sein eigenes Ichbewusstsein. Es ist so, als ob ein Juwel in einer Seidenhülle in einem Kästchen läge und meine, er sei die Seidenhülle und das Kästchen; und als ob die Seidenhülle als Folge davon ihrerseits meine: Ich, die Seidenhülle, bin das Juwel und das Kästchen. 0der wie wenn ein Mensch der Meinung wäre: Ich bin meine Hosen, mein Rock und mein Hemd. Und wer er selber ist, das hat er vergessen.

 

Echtes und künstliches Erleben

Der Atma ist also vorhanden, aber er erlebt sich nicht mehr. Er war reines Ich, nun ist er bloss da, ohne Bewusstsein seiner selbst. Sein wirkliches Ichbewusstsein ist gelähmt, und er erhält ein neues Ichbewusstsein und meint, er sei die Hülle. Er verwechselt sich mit dem, was nur seine Hülle ist.
Auf der Grundlage dieses (Ich), das wir einklammern, weil es eine blosse Illusion ist, ergibt sich nun ein entsprechendes mein, ein Zuordnen, dem (Ich) zugehörend. Von dieser aus Unwissenheit geborenen Illusion des (Ich) und (mein) ist in den zahllosen Universen kein Wesen frei, das sich als Mensch weiss, als Tier, als Baum, als Stein, als Angehöriger der Welt von Zeit und Raum.
Wenn nun schon das blosse Sich-als-Mensch-Wissen eine Illusion ist, so ist es nur eine weitere Entfaltung dieses Unverstandes, wenn man sich dünkt, Mann, Frau, alt, jung, arm, reich, krank, gesund zu sein – und Leib, Geist, Seele, Haus, Kinder, Eltern, Frauen usw. als „mein“ betrachtet und um ihretwillen ringt, streitet, liebt, hasst und betet oder gar meint, als seine eigene Persönlichkeit ewig und unsterblich zu sein.
Der Atma verlor sein auf sich selbst bezügliches Ich-Bewusstsein und erhielt ein auf den Leib und Geist bezügliches unwahres Ich-Bewusstsein; das heisst, was der Leib und der Geist erleben, erlebt der Atma als sein Erleben, obgleich es sein eigenes Erleben gar nicht ist.
Der Atma ist, wie schon erwähnt, ewig, unveränderlich, wirkliches Leben, voll spontaner Initiative, reiner Erkenntnis und Glück. Sein eigentlicher Erkenntnis-Gegenstand ist er selbst und dasjenige, was wie er aus Cit besteht, das aus reinem Sein, Erkenntnis und Glück bestehende Reich der Ewigkeit, das allen Gesetzen von Zeit und Raum enthoben ist.