Zitate aus JEDEM DAS SEINE

Zitate aus dem Roman JEDEM DAS SEINE,

die dem Gericht der 2. Instanz (Landgericht) vorgelegt worden waren.

Die Morde und die Brutalität im KZ werden an den verschiedensten Stellen des Romans geschildert: z.B. S. 70ff, 81, 99, 164.


Zur Intention des Verfassers:

S. 90: (der Autor): Indem wir solche Szenen mit ansehen und beschreiben – und es geschieht bestimmt nicht aus Sadismus oder Schadenfreude – , zwingen wir uns selbst gegen die Ignorierung der ‚bösen‘ Geschehnisse. Wir müssen hinsehen, um zu wissen. Wissen aber verpflichtet. Wir müssen also über das Miterlebte künden, damit andere ebenfalls aufgerüttelt werden und ein wenig von ihrer Gleichgültigkeit ablegen und somit zu Mitfühlenderen werden. Denn derjenige, der gerade zu Tode gemartert wurde, ist nicht etwa er allein. Nein! Dieser bin ich, dieser bist du, dieser ist unser aller Ich. Er geht uns alle an.

S.109: (Molar): Wie konnte solch ein Grauen je durch Deutsche geschehen, durch Menschen also, die sich darüber hinaus noch stolz in ihrer Verblendung brüsteten, etwas Besseres als andere zu sein?…. Hitler hat das Deutschtum auf ewig mit einem Makel der Anrüchigkeit, Peinlichkeit, ja, der Verachtung versehen. Aber vielleicht sind jetzt diejenigen Deutschen, die sich wirklich schämen, dazu bereit geworden, sich von allem Nationalen zu trennen und frei zu werden für weiterreichendere Verbindungen, die Europa, ja, die ganze Welt in Brüderlichkeit und Menschenliebe umschließen. Wir müssen alle Weltbürger werden, wie Goethe sich immer als solcher fühlte. Jedes Beharren im Eigenen schließt die Handreichung zum anderen aus. Wie schön wäre es, wenn die ganze Welt einmal zu einer Nation zusammengefunden hätte, in welcher jeder den anderen als seinen Weltenbruder ansähe, ….. Für diese Idee will ich streiten.

S. 110: Gedicht „An Deutschland“

S. 157f: „Hoffentlich haben sie ein für allemal gelernt, dass man sich nicht aus volks- und nationalegoistischen Gründen über andere Völker, Nationen oder Rassen stellen darf, dass jeder Hochmut und Dünkel vor dem Fall kommt.“

Die Täter sind – unabhängig von der Geltung des Karma-Gesetzes – für ihr Tun voll verantwortlich.

S. 33: (Ein Kapo spricht nach dem Krieg zu einem ehemaligen SS-Mann)…. Ja, Herr Hauptsturmführer, ich hätte mich dann lieber von Ihnen wie einen Bibelforscher erschießen lassen, als dass ich auch nur einen einzigen Befehl gegen das Gebot der Nächstenliebe befolgt hätte. …Wissen Sie, nicht wir, das heißt die SS und die Kapos, haben richtig gehandelt, sondern die Bibelforscher. Sie … ließen sich daher von keiner Tat gegen ihr Gewissen verleiten. Wir waren im Vergleich zu ihnen alle gewissenlos. Wir haben uns alle böse an Gott und seiner Liebe vergangen. Wir sind vor ihm und der Menschheit schuldig geworden.
Sehen Sie, Sie befolgten nur solche Befehle, gegen die Sie nichts einzuwenden hatten. Also vergasten und mordeten Sie frisch-fröhlich mit. Sehen Sie denn noch nicht, daß Sie sich schuldig gemacht haben und der ‚höhere‘ Befehl nicht als Ausrede dafür vorgebracht werden kann? … Sie können sich von Ihrer Kette, die an der Hundehütte Ihres Eides befestigt ist, nur lösen, wenn Sie eingesehen haben, dass Sie für etwas Böses eingefangen wurden, das man Ihnen gegenüber als etwas Notwendiges ausgab.

S. 38: (zu einem früheren SS-Hauptsturmführer): … Ihr zukünftiges Ich wird über Sie zu Gericht sitzen, Ja, den irdischen Häschern mögen Sie jetzt wieder einmal entkommen. Aber Ihrem Gewissen entweichen Sie nie. Das müssen Sie schon überall mit hinnehmen. Alles, was Sie in Ihrem Leben begangen haben, ist bei Ihrem Gewissen angekreidet. Alles, was Sie an Grausamkeiten an anderen verübt hatten, wird einst selbst an Ihnen vollzogen werden. … Kehren Sie den inneren Schweinehund aus sich heraus und werden Sie ein Mensch, … der mitempfindet, der Liebe und Güte den anderen Mitmenschen gegenüber aufbringt.“

S. 193: Frage: „Aber dann trifft doch allein diese schwarzen Geister die Schuld an Krieg und Vergasung! – (Antwort): Niemand ist in diesem Sinne frei von Schuld zu sprechen, steht es ihm doch frei, allen Versuchungen zu widerstehen.“

S. 290: „Bereut man aber seine Untaten, so hat man mit dieser Reue seine Seele ein Stück weiterentwickelt. … Doch die meisten der NS-Gewaltigen haben von dieser möglichen ‚Vorleistung‘ abgesehen und werden für ihre Sünden in späteren Leben voll einzustehen haben.“

S. 198: Frage: „Aber das ist doch barbarisch! Dann sollte etwa kein Leid- und Karmavollstrecker zur Verantwortung gezogen und ihm also auch nicht am Zeug geflickt werden? – (Antwort): Er ist sich nur selbst verantwortlich. Doch was er willentlich anderen zufügt, das fügt er sich selbst zu, und dafür trägt er auch volle Verantwortung.“

S. 187: „Das sagen jetzt alle früheren und in ihrem Herzen immer noch braun gebliebenen Nazis. Sie klammern sich als Ausrede an diese winzige Hoffnung, um ihren eigenen Führerglauben zu rechtfertigen. Und ich sage Dir, dass alles, was im Reich an Bedeutungsvollem passierte, direkt auf Führerweisung hin geschah, und zwar auch die Massenvernichtung der Juden und Zigeuner. Und darum ist er für dieses Weltverbrechen einzig und allein verantwortlich. Er hat durch diese Millionenmorde dem deutschen Volk für die nächsten tausend Jahre Schmach und Verachtung gebracht. … Hitler ist der größte Massenmörder der Weltgeschichte, und wer ihn immer noch lobt, ist Teilhaber an diesem Verbrechen.“

Die Gründe für die Judenvernichtung und der Umfang der Verbrechen werden klar benannt:

S. 41. ff: (ein Kapo berichtet einem Mitgefangenen nach dem Krieg): Mich begeisterte des Führers Überzeugung, dass wir Deutschen die beste Rasse dieser Erde seien, sowohl was Blut als auch was das kulturelle Hervorbringen und die technische Fertigkeit anbelangte. … Ja, wir seien die Stärkeren, und das Naturrecht des Stärkeren erlaube es, die anderen zur Seite zu drängen und uns zu nehmen, was uns gut und notwendig dünke. ….
Ich wurde aber im KZ schnell eines Besseren belehrt. Meine Ideale, die aus den Ideen des Führers und seines Nationalsozialismus emporgeblüht waren, welkten schnell dahin. Hitlers Sozialdarwinismus, der dem Stärkeren in der Gesellschaft wie auch unter den Völkern das Recht auf rücksichtslose Selbstbehauptung zusprach, wurde im Lager bis zur letzten Konsequenz durchexerziert. Nur der überlebte, der durch Intrigen, Verrat, Faustrecht, Hinterlist, Speichelleckerei und Gemeinheit sich durchzusetzen wusste. Ideale der Brüderlichkeit, Nächstenliebe, Mitgefühl konnten nur Merkmale eines Todeskandidaten sein. … So wahr ich Kapo in Auschwitz war! Es sind dort mindestens ein bis zwei Millionen Menschen vergast worden.

Hitler hasste die Juden. Als er auf einmal die Macht des Stärkeren besaß, nützte er sie rücksichtslos aus. Alle Juden sollten … ‚vergast‘ oder nach Ausnutzung und Erschöpfung ihrer Arbeitskräfte vernichtet werden. Als Führer des ’stärksten‘ Volkes glaubte er das Recht zu besitzen, sich alles das rücksichtslos zu nehmen, was andere besaßen, er aber haben wollte. Vielen Völkern im Osten wollte er das Land wegnehmen. ihm war es egal, was aus jenen ‚Schwächeren‘ wurde. Sollten sie verhungern. Das Recht des Stärkeren war ja Naturgesetz, und somit galt es als Vorwand für alle seine Gemeinheiten. Nicht Humanität war das Gesetz der Stunde, sondern Animalität. … Ich will vielmehr mein mörderisches Verhalten anprangern. Ich habe schließlich mein Morden ebenfalls darwinistisch gerechtfertigt und mein Gewissen somit kaschiert. … Die Menschen wurden nur noch als seelenlose Roboter angesehen. Sobald sie nichts mehr taugten, wurden sie ‚fortgeschafft‘ oder ‚ausgewechselt‘. … Dann werde ich Sie schon darüber aufklären können, was damals alles unter der Hitler-Diktatur in meinem Dabeisein vorgekommen ist. Ich werde vor Gericht alles genauestens darlegen. Die Welt muss die Wahrheit wissen. Das fordere ich nun auch im Namen der von mir Getöteten. Wenn alles gesagt sein wird, werde ich um das Urteil ‚Tod durch Erhängen‘ bitten. ….Wenn jemand noch Hitler, diesen Massenmörder, preist, dann ist er ebenfalls ein moralischer Mitvergaser. … Was haben die Juden anderes angestellt, als dass sie ebensolche Menschen waren wie wir. Wo ist der Unterschied? Ich wenigstens habe nie einen solchen sehen können.“

S. 643f: (SS-Arzt): „Ich bin zum Lagerarzt gegangen und habe ihm gesagt, dass ich das nicht mitmachen könne. Das würde meinem geleisteten Eid des und meiner Arztehre widersprechen. Da sagte er: „Die Juden stellen in Europa den entzündeten Blinddarm dar, den wir jetzt aus den kranken Körpern der europäischen Völker entfernen.“
Rottenführer: Menschliche Regungen dürfen wir nicht zeigen. Das wäre Verrat am Führer und Sabotage an der Durchführung seiner Völkerreinigungsidee. S. 76: „… Denn das polnische Volk sollte seiner gesamten Führungsschicht beraubt sein, um als minderwertige Sklaven folgsamer dem Mutwillen des deutschen ‚Herrenvolkes‘ dienstbar sein zu können. …
Dies ist nur eine jener vielen nationalsozialistischen ‚Realitäten‘. Das deutsche Volk ließ sich von den Idealen Hitlers berauschen, während die besetzten Fremdvölker wie auch die ‚inneren‘ Reichsfeinde oft mit seiner bestialischen Realität konfrontiert wurden.“

S. 152ff: Im Dialog zwischen Hitler und Himmler schildert der Verfasser detailliert die Intentionen Hitlers: Rassenideologie, Vernichtung der Juden: z. B. „Sie kennen meine Gedanken wie außer Göring und Goebbels kein anderer. Sie wissen, was die Vorsehung von mir verlangt. … Der Untergang des Weltjudentums…. Später einmal darf es in Europa nur noch ein über alle Europäer herrschendes Herrenvolk reinsten Arierblutes geben. … Wir müssen den jetzigen Krieg ausnutzen, um alle Juden Europas auszulöschen. …“

S. 163 (Hitler): „Wenn wir die Engländer besiegt haben, werden wir viele von ihnen neben den Skandinaviern und Holländern in dem großen russischen Raum ansiedeln. Was wir darin von dem Slavendreck nicht gebrauchen können, soll umkommen oder hinter den Ural abgeschoben werden. … Ja, die Polacken und Ukrainer sind ein entsetzliches Gesocks. … Das ist ja haarsträubend, was die für Menschen haben. Das sind ja gar keine Menschen, sondern nur Bestien. Nein, mir ihrem Blut darf sich keine Germanenblut mischen. Der ganze europäische Osten soll einmal von Germanen bewohnt sein.“

S. 187: „Hitler ist der größte Massenmörder der Weltgeschichte, und wer ihn immer noch lobt, ist Teilhaber an diesem Verbrechen.“

S.190 f: (Hitler): Die Juden sind die Verschmutzer arischen Blutes. … Ja, ich werde das gesunde Blut von verderbtem trennen. …Ja, um das mir gestellte Ziel zu verwirklichen, sind alle Terror- und Propagandamittel, die mir das Volk hörig machen, erlaubt. … Auch in der Außenpolitik kenne ich keine Moralgesetze. Politik ist ein Spiel, in dem jeder Trick erlaubt ist. List, Betrug, Verrat, Verstellung, Schmeichelei, Brandstiftung, Überfall, Mord …“

S. 192: Hitler: „Was wir dann noch an Juden vorfinden, wird eiskalt ausgerottet. … Die uns mit dem Schwert eroberten Gebiete werden von rassenreinen Germanen angesiedelt werden. … Die Tafeln vom Berge Sinai haben dann auf ewig ihre Gültigkeit verloren, und das Gewissen, diese jüdische Erfindung, wird kein Arierherz mehr verstümmeln.“

Einordnung der NS-Zeit in die Weltgeschichte:

SW. 157: „Hitler war der Teufel und große Versucher, ja, er war der auferstandene Antichrist und Mephistopheles, der die Deutschen zu einem faustischen Pakt überredete, aufgrund dessen ihm ihre Seelen gehören sollten. ..“

S. 166: Das Zeitalter des Perikles und das Zeitalter Hitlers sind die beiden sich diametral widersprechenden Extreme. Der Pendel der Menschheitsgeschichte hatte im Zweiten Weltkrieg mit Auschwitz seinen negativen Höhepunkt erreicht.“

S. 290: (Zitat von Schirach): „Auschwitz ist der größte und satanischste Massenmord der Weltgeschichte. … Es ist ein Verbrechen, das jedem Deutschen mit Scham erfüllt. … Es ist meine Schuld, dass ich die Jugend erzogen habe für einen Mann, der ein millionenfacher Mörder gewesen ist.“

Das Karmagesetz gilt auch bezogen auf das deutsche Volk:

S. 213: „Ja, alle Bomben, die auf Deutschland fielen, haben auch ihr Ziel gefunden. Und kein einziger von diesen Abermillionen abgeworfenen Sprengkörpern ist ‚daneben‘ gegangen. Sie haben getroffen, was sie zu treffen hatten. …“