(Ur-)Vertrauen

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(Ur-)Vertrauen

Aus dem Thread (Ur-)Vertrauen

Datum: Fr 30. Aug. 2002

Haribol allerseits
Das Thema (Ur-)Vertrauen erinnerte mich an folgende Verse aus der Gita.
Krishna sagt in der Gita:
„Ich weile als Überseele im Herzen eines jeden. Sobald jemand den Wunsch hat, einen bestimmten Halbgott zu verehren, festige ich seinen Glauben, so dass er sich dieser bestimmten Gottheit hingeben kann. Mit solchem Glauben erfüllt, bemüht er sich, einen bestimmten Halbgott zu verehren, und erlangt die Erfüllung seiner Wünsche. Doch in Wirklichkeit werden die Segnungen von mir allein erteilt.“ (BG 7.21-22)

Vertrauen in etwas Höheres kommt von der Überseele. Ich bin sogar geneigt zu behaupten, dass selbst das Vertrauen in die moderne, meist sehr atheistische Wissenschaft, durch die Überseele gefestigt wird. Ob man es Vertrauen oder Urvertrauen nennt – es sind letztlich doch nur Worthülsen, die eines Inhaltes bedürfen, der wiederum einen bestimmten Effekt an der jeweiligen Person sichtbar werden lässt. Aber was ist dieser Effekt?

Ein Materialist kümmert sich mit vollem Enthusiasmus dem Geldverdienen, und er erwartet von der Wissenschaft, dass sie ihm in Zukunft ein immer angenehmeres Leben verschaffen wird. Er schöpft aus seinem (Ur-)Vertrauen in die Wissenschaft und ihre Entdeckungen. Über Begriffe wie Seele und Gott kann er nur lachen oder spötteln und Geist ist für ihn ein elektro-chemischer Prozess im Gehirn. – Das ist einer der sichtbaren Effekte SEINES (Ur-)Vertrauens.

Dann gibt es so viele Verehrer von Geistern, Naturelementen, Sonne oder den Devas – eine schier unübersichtliche Palette von Möglichkeiten, in die das Lebewesen ihr Vertrauen, ihre Wünsche und Sehnsüchte setzt. Und jede einzelne bringt ihre eigenen sichtbaren Effekte oder Charakteristikas zum Ausdruck. Und keiner könnte ohne sein Vertrauen sein ganzes Leben dieser Verehrung widmen.

Die Brahmavadis haben ihr Vertrauen im Wissen und der Erfahrung der «Einheit aller Dinge». Dieses Vertrauen könnte man sogar als das wesenseigene Erbrecht bezeichnen, da doch alle Seelen (Atmas) ihren Ursprung im Brahman (aham brahmasmi), der leuchtenden Ausstrahlung Krishnas und der spirituellen Welt haben. Alles was darüber geht, ist grundloser Segen, entstanden durch Ajnata-Sukriti (spirituelles „Guthaben“ durch unbewusste Bhakti-Handlungen), was später durch Jnata-Sukriti (Resultate aus bewusst ausgeführter Bhakti) noch verstärkt wird.
Ein Brahmavadi verwirklicht diese Einheit des Selbst (Atma) mit dem Brahman und folglich hat er die spirituelle Erfahrung für sein (Ur-)Vertrauen.
Übrigens: Diese Verwirklichung des Brahmans (die auch durch den Vorgang des Bhakti-Yoga erreicht werden kann), stellt die Basis für «reinen hingebungsvollen Dienst» dar.

Und dann kommen noch all die Menschen, welche an EINEN höchsten Gott glauben. Und selbst unter ihnen gibt es die unterschiedlichsten Ausdrucksformen ihres Vertrauens in diesen höchsten Herrn. Und nur ein Teil von ihnen haben den GLAUBEN, dass dieser höchste Herr in der spirituellen Gestalt von Sri Krishna unseren Planeten durch seine persönliche Gegenwart gesegnet hat. Und es ist genau dieser Sri Krishna, der von sich sagt: „Ich festige seinen Glauben (Shraddha) gemäss seinem Wunsch.“

Aus irgendeinem Grund – wohl Ajnata-Sukriti – hat sich in mir das (Ur-)Vertrauen in diesen Krishna und seine barmherzige Form Gauranga gefestigt. Doch kann ich gleichzeitig mit Leichtigkeit erkennen, dass der grösste Teil der Menschheit das (Ur-)Vertrauen in ganz andere Richtungen «gefestigt erhielt». Dass das Urvertrauen nicht automatisch auf Gott (Krishna) gerichtet ist, erscheint mir sehr logisch und notwendig. Warum? Weil sonst die Freiheit der Seele, ihren Weg durch das Universum selbst zu bestimmen, nicht gegeben wäre. So machen die obigen Gita-Verse für mich erst Sinn.
Ich gehe mit der Ansicht einig, dass jedem Lebewesen dieses Urvertrauen in Krishna zusteht. Doch wenn die Seele sich etwas anderes wünscht, wird dieses Vertrauen von Krishna (als Überseele) in etwas Zeitweiliges (wie Halbgötter usw.) oder in die wesenseigene Brahman-Natur gefestigt.
Selbstverständlich ist Krishnas Wesen so grossherzig, dass jede verkörperte Seele zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit hat, den grundlosen Segen des Vertrauens in den höchsten Herrn innerlich zu erbitten oder zu erhoffen und dabei bereits (z.B. durch Gebete) Sukriti ansammen kann.

Ich wünsch euch allen für Samstag ein wunderschönes Janmastami-Fest
Euer
Gaurahari d.