Einführung zu Nitai-Gauranga

Nityananda- und Gauranga-Mantra

Mit Überraschung stellen viele Vaishnavas fest, dass das Chanten von Nityanandas und Gaurangas Namen in unserer Brahma-Gaudiya-Sampradaya von vielen Acaryas auf manchmal „versteckte“ Art empfohlen und oft sogar selbst praktiziert wurde – angefangen mit Sri Chaitanyas Weggefährten Sarvabhauma Bhattacarya (Cc 2.6.258), der nur über ihn meditierte (ei dhyana), nur seinen Namen auf seiner Japa chantete (ei japa) und sich immer nur an seinen Namen erinnerte (ei nama).

Schriften und Lehrer über Nitai- und Gauranga-Nama

Srila Bhaktivinoda Thakura schreibt im «Navadvipa Dhama Mahatmya» über das Geheimnis des Chantens von Gaurangas Namen unter anderem:

„Weil die Leute im Kali-yuga unzählige Vergehen begehen, die sehr schwer zum Stillstand gebracht werden können, gibt es keine andere Möglichkeit, kein anderes Mittel zur Befreiung, außer dem Namen Gaurangas.“

Srila Prabhupada schreibt im Kommentar zu Cc 1.8.31:

„Ein neuer Schüler, der noch nicht genügend ausgebildet oder erleuchtet ist, sollte sich nicht der Verehrung Sri Radhas und Krishnas oder dem Chanten des Hare-Krishna-Mantra widmen. Selbst wenn er dies tut, kann ihm nicht das erwünschte Ergebnis zuteil werden. Man sollte deshalb die Namen von Nitai-Gaura chanten und sie ohne falsches Prestige verehren.“

Und zu Cc 1.8.16:

„Das erwünschte Ergebnis ist das Erwachen der Liebe zu Gott. Doch solange Vergehen anwesend sind, kann man viele Geburten lang den Hare-Krishna-Mantra chanten, ohne dass Prema (Liebe zu Krishna) im Herzen erwacht.

Swami B.R. Sridhara:

„Wenn wir Sri Gauranga unserer Seele näher bringen, erhalten wir, selbst ohne uns darüber bewusst zu sein, die Garantie dafür, den Zutritt zum Krishna-Lila zu erlangen. Für die gefallenen Seelen ist es viel nützlicher, Hingabe zu Sri Gauranga zu entwickeln. Das wird uns mit dem geringsten Aufwand die vollständige Erfüllung des Lebens schenken. Die Hingabe zu Gauranga wird uns nicht zu einer Art planlosem oder missverstandenem Krishna-Bewusstsein führen, sondern zu wahrem Krishna-Bewusstsein. Wir können das volle Krishna-Bewusstsein mit Hilfe des Gaura-Bewusstseins erlangen. Indem wir die Hingabe zu Sri Gauranga entwickeln, werden wir fähig zu fühlen, dass das Sri Gauranga-Bewusstsein das Krishna-Bewusstsein beinhaltet – und sogar noch etwas mehr. Was aber ist das? Das ist das freizügige Verteilen des Krishna-Bewusstseins an andere.“
(Der goldene Vulkan voller göttlicher Liebe, S. 200)

Srila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakura:

[…] „Das Hare Krishna Maha-Mantra berücksichtigt die Vergehen, wohingegen die Namen von Gauranga-Nityananda keine Vergehen berücksichtigen. Ein vergehensvoller Chanter des Hare Krishna Maha-Mantra wird niemals die Frucht des Chantens (reine Liebe zu Krishna) erlangen. Deshalb sollte jemand, solange er Vergehen begeht, die Namen von Gauranga-Nityananda chanten. Durch das wiederholte Chanten der Namen von Gauranga-Nityananda werden die Vergehen zerstört, und so erlangt er die Frucht des Chantens.“

[…] „Die Namen Krishna und Gauranga – beide sind nicht verschieden vom Herrn selbst. Jemand der denkt, Krishna sei in irgendeiner Weise Gauranga untergeordnet oder begrenzt, befindet sich in grober Unwissenheit. Aber wenn wir ganz praktisch überlegen und den Vorteil für die bedingten Seelen beachten, ist das Chanten von Sri Gauranga-Nityanandas Namen für jeden viel nützlicher und hilfreicher. Die Barmherzigkeit von Krishnas Namen ist generell nur befreiten oder vollkommenen Seelen zugänglich, die ihm ergeben sind. Aber der Großmut der Namen von Sri Gauranga-Nityananda ist ganz besonders für die Seelen, die Vergehen begehen, die voller Anarthas stecken und immer noch Wünsche nach materieller Sinnenbefriedigung hegen. Das Chanten der Namen von Sri Gauranga und Sri Nityananda und Ihre Verehrung befreit die Seele sehr schnell von allen Vergehen und so erlangt sie ohne Verzögerung den Schutz der Lotosfüsse von Sri Gaura-Krishna (Sri Gauranga).“
(Erläuterung zu Cc 1.8.31)

«Durch diesen Vorgang wird das Herz allmählich von allen Vergehen befreit!».
Das wird im Adi-lila 8. Kapitel des Chaitanya-caritamrta mit Nachdruck betont (siehe auch weiter unten).

Rupa Gosvami schreibt:

„Ich erweise meine achtungsvollen Ehrerbietungen dem höchsten Herrn, Sri Krishna-Chaitanya, der großmütiger ist als jeder andere Avatara. Sri Krishna-Chaitanya ist sogar noch großmütiger als Krishna selbst, weil er freigiebig etwas gibt, was noch niemand zuvor jemals gegeben hat, reine Liebe (Premabhakti) zu Sri Krishna.“

Krishnadasa Kaviraja Gosvami erklärt:

Sri Chaitanya Mahaprabhu ist als der höchste Herr völlig unabhängig. Daher verteilte er, ohne äußerliche Dinge in Betracht zu ziehen, diesen Nektar der Liebe (zu Krishna), obwohl sie eine höchst vertraulich bewahrte Segnung ist.
(Cc 1.8.21)

Noch heute kann man sehen, daß jeder, der Sri Krishna-Chaitanyas Namen nimmt, von Liebe zu Gott (Krishna) überwältigt wird, und Tränen erfüllen seine Augen.
(Cc 1.8.22)

Und während man einfach über Nityananda Prabhu spricht, erweckt man seine Liebe (Prema) zu Krishna. Dann werden alle Glieder des Körpers von Ekstase erfaßt, und Tränen fließen aus den Augen wie das Wasser des Ganges.
(Cc 1.8.23)

Beim Chanten des heiligen Namen Krishnas ist auf Vergehen zu achten. Daher gerät jemand, der Vergehen begeht, nicht in Ekstase, wenn er Krishnas Namen chantet.
(Cc 1.8.24)

Jeder, der Krishnas Name chantet, löscht sein sündhaftes Leben aus, und so wird reine Bhakti, welche die Ursache der Liebe zu Krishna ist, offenbar.
(Cc 1.8.26)

Wenn die Liebe zu Sri Krishna tatsächlich erweckt ist, verursacht sie Veränderungen im Körper wie Schweißausbruch, Zittern, Herzklopfen, Versagen der Stimme und Tränen in den Augen.
(Cc 1.8.27)

Ohne harte Arbeit beendet man durch Dienst zu Sri Krishna den Kreislauf von Geburt und Tod. Wer Krishnas Namen chantet, wird als Folge davon all diese Reichtümer erlangen.
(Cc 1.8.28)

Wenn man den erhabenen heiligen Namen des Herrn immer wieder chantet und sich dennoch seine Liebe zum Höchsten nicht entwickelt und keine Tränen in den Augen erscheinen, ist es offensichtlich, dass wegen der Vergehen beim Chanten der Same von Krishnas heiligem Namen nicht sprießt.
(Cc 1.8.29-30)

Beim Chanten der heiligen Namen von Sri Krishna-Chaitanya und Sri Nityananda gibt es diese Überlegungen (dieses Beachten) nicht. Einfach das Chanten von ihren Namen ruft Liebe zu Gott hervor, und Symptome wie tränende Augen werden sichtbar.
(Cc 1.8.31)

Srila Bhaktivedanta Svami schreibt zu diesem letzten Vers folgendes:

„Solange jemand nicht sehr vom Glück begünstigt ist, sollte er nicht dazu veranlasst werden, Radha-Krishna direkt zu verehren. Ein neuer Schüler, der noch nicht genügend ausgebildet oder erleuchtet ist, sollte sich nicht der Verehrung Sri Radhas und Krishnas oder dem Chanten des Hare-Krishna-Mantra widmen. Selbst wenn er dies tut, kann ihm nicht das erwünschte Ergebnis zuteil werden. Man sollte deshalb die Namen von Nitai-Gaura chanten und sie ohne falsches Prestige verehren.“

Diese Darlegung steht ganz im Einklang mit der Erklärung seines eigenen Lehrers Srila Bhaktisiddhanta Saraswati, dessen Kommentar zu diesem Vers weiter oben bereits zitiert wurde.

Krishnadasa Kaviraja Gosvami führt weiter aus:

O ihr Menschen, verehrt daher bitte Sri Krishna-Chaitanya und Prabhu Nityananda. Auf diese Weise werdet ihr die erbärmlichen Bedingungen des materiellen Daseins besiegen, und ihr werdet transzendentale (sich jenseits der Maya befindliche) Glückseligkeit (premananda) bekommen.
(Cc 1.8.43)

„Nityananda Prabhu bat jeden, Sri Chaitanya zu dienen (caitanya seva), über Chaitanya zu sprechen (caitanya gao), und immer seinen Namen zu chanten (lao caitanya-nama). Nityananda Prabhu erklärte, dass derjenige, der Sri Chaitanya Bhakti darbringt, sein Leben und seine Seele sei.“
(Cc 2.1.29)

Auf diese Weise veranlasste Nityananda Prabhu die Menschen Bhakti zu Sri Chaitanya Mahaprabhu (caitanya-bhakti) anzunehmen. Obwohl sie gefallene Seelen und Lästerer waren, wurde jeder (durch diesen Vorgang) befreit.“
(Cc 2.1.30)

„Wenn jemand nicht versteht, jedoch fortfährt immer wieder zu hören, werden die wunderbaren Spiele Sri Chaitanyas Liebe (priti) zu Krishna hervorrufen. Er wird auch die transzendentalen Wohlgeschmäcker (rasas) verstehen. Einfach durch das Hören seiner Lilas kann er einen solch großen Nutzen erfahren.“
(Cc 2.2.87)

„O ihr Bhaktas, bitte hört diese Spiele (Sri Chaitanyas) mit großem Vertrauen. Durch die Gnade (des Hörens) werdet ihr die Lotosfüße Sri Krishna-Chaitanyas erhalten.
Durch diese Gnade (des Hörens der Lila Chaitanyas) bekommt ihr die Essenz der Wahrheit über Sri Krishna und ihr erreicht hier die äußerste Grenze der Schlussfolgerung aller offenbarten Schriften.“
(Cc 2.25.269-270)

„Die Spiele Sri Krishnas sind die Essenz allen Nektars (göttlicher Glückseligkeit). Dieser Nektarstrom fließt in hunderten von Nebenarmen in alle Richtungen. Die Spiele Krishna-Chaitanyas sind wie der ewige göttliche See (bestehend aus dieser Essenz des Nektars der Spiele Krishnas). Mein lieber Geist, der du einem Schwan gleichst, bitte schwimme in diesem See.“
(Cc 2.25.271)

„Die Lilas Sri Chaitanya Mahaprabhus sind genau wie ein Ozean von Nektar; schon ein Tropfen dieses Meeres kann alle drei Welten überschwemmen. Kostet täglich den Nektar des Sri Chaitanya-caritamrta, denn wenn man dies tut, bekommt man transzendentale Glückseligkeit (premananda) und vollkommenes Wissen über den hingebungsvollen Dienst (bhakti-tattva-Jnana).“
(Cc 3.5.88-89)

„So wie Sonne und Mond die Dunkelheit durch ihr Erscheinen vertreiben und das Wesen aller Dinge enthüllen, so vernichten die beiden Brüder (Chaitanya und Nityananda) die Unwissenheit und Finsternis der Lebewesen und machen ihnen die absolute Wahrheit zum Geschenk.“
(Cc 1.1.88-89)

„Unwissenheit und Finsternis werden kaitava (der Weg des Betrugs) genannt, der mit dharma (im Sinne von Recht und der Pflichterfüllung der religiös-sozialen Gebote mit Lohnerwartung), wirtschaftlicher Entwicklung (artha), dem Streben nach Sinnenfreuden (kama) und dem Wunsch nach Befreiung (moksa) beginnt.“
(Cc 1.1.90)

„Der größte Betrug ist der Wunsch nach Befreiung durch das Eingehen in den Höchsten (Einswerdung mit Gott), denn dadurch wird die Bhakti zu Krishna (die liebevolle Hingabe zu Gott) verschwinden.“
(Cc 1.1.92)

„Alle Arten von Tätigkeiten, ob glück- oder unglückbringend, die der Bhakti zu Krishna entgegenstehen, sind Dharmas (Pflichten) der Unwissenheit und Finsternis. Durch die Gnade Sri Chaitanyas und Prabhu Nityanandas wird diese Dunkelheit vernichtet und dadurch wird die Wahrheit ans Licht gebracht.“
(Cc 1.1.94-95)

„Die absolute Wahrheit ist Sri Krishna. Liebende Hingabe zu Sri Krishna, dargebracht in reiner Liebe, wird durch das gemeinsame Chanten des heiligen Namens, das die Essenz aller Glückseligkeit ist, erreicht.“
(Cc 1.1.96)

„Die Sonne und der Mond vertreiben die Dunkelheit der Welt und enthüllen so materielle Dinge wie Töpfe usw. Aber diese beiden Brüder nehmen die Dunkelheit aus dem Herzen und helfen uns so, den beiden Arten von Bhagavatas zu begegnen. Einer der Bhagavatas ist die bedeutende Schrift Bhagavatam (das Bhagavat-Purana), und der andere ist der reine Bhakta, der die Rasas (Wohlgeschmäcker) liebender Hingabe empfängt und kostet. Durch diese beiden Bhagavatas gibt der Herr die Bhakti-rasas (die ekstatischen Empfindungen der Liebe zu Gott) in das Herz seines Geweihten. Und so wird der Herr, durch die reine Liebe, im Herzen des Bhakta beherrscht.“
(Cc 1.1.97-100)

„Die erste wundervolle Sache ist, daß die beiden Brüder gleichzeitig erscheinen, und die andere wundervolle Sache ist, daß sie die Dunkelheit (tamah) im Innern des Herzens vernichten. Diese Sonne und dieser Mond (Chaitanya und Nityananda) sind sehr gütig. Für das Glück der ganzen Welt sind sie im Lande Gauda (Bengalen) erschienen. Ich erweise den Lotosfüßen dieser beiden Prabhus meine Ehrerbietung. Sie beseitigen alle Hindernisse und erfüllen alle Wünsche (auf dem Pfad der Liebe zu Gott).“ *
(Cc I,1.101-103)

* Im Mahabharata, Udyoga-parva, 43. Kapitel, werden fünf Arten von Dunkelheit beschrieben:

  1. Den Körper für das Selbst zu halten,
  2. Sinnenbefriedigung zum Maßstab seines Genusses zu machen,
  3. in Sorge zu sein, weil man sich mit vergänglichen Dingen identifiziert,
  4. zu klagen und
  5. zu denken, es gebe etwas jenseits der absoluten Wahrheit.

„Während man einfach demütig zuhört, wird das Herz von allen Fehlern der Unwissenheit befreit. So erlangt man tiefe Liebe zu Sri Krishna und erreicht wirkliche Befriedigung.

Ich habe auf verschiedene Weise Sri Chaitanya Mahaprabhu, Nityananda Prabhu, Sri Advaita sowie ihre Bhaktas, Bhakti, ihre heiligen Namen, Liebe (prema), die Rasas, also die gesamte absolute Wahrheit, beschrieben und ausgeleuchtet. Wer all dies hört (oder liest) kennt die gesamte Essenz der absoluten Wahrheit.“ *
(Cc 1.1.107-109)

* Diese Essenz der gesamten absoluten Wahrheit wird im ersten Kapitel des Chaitanya-charitamrita in prägnanten Sätzen zusammengefasst und in den nachfolgend ausführlich dargelegt.

Krishnadasa Kaviraja Gosvami schreibt:

„Dinge, die sehr schwer zu bewerkstelligen sind, werden leicht durchführbar, wenn man sich auf irgendeine Weise an Sri Chaitanya Mahaprabhu erinnert. Doch wenn man sich nicht an ihn erinnert, werden selbst einfache Dinge sehr schwierig. Diesem Sri Chaitanya Mahaprabhu erweise ich meine achtungsvollen Ehrerbietungen.“
(Cc 1.14.1)

Eine kleine Zusammenfassung aus den Shastras und Zitaten von Lehrern der Brahma-Gaudiya-Sampradaya findet man im folgenden PDF:

Die vedischen Schriften & Die Acaryas zu Hare-Krsna-Nama & Nityananda-Gauranga-Nama.
– 16 Seiten A4, PDF-Datei


Siehe auch:

www.gauranga-prema.ch

www.nitaai.org